Bierbock fordert Reformen der UNO: Die Zeit für Veränderungen ist gekommen, doch schnelle Fortschritte sind nicht zu erwarten
Anlässlich des 80.
Jahrestages der Gründungskonvention der Vereinten Nationen äußerte die europäische Diplomatin und Präsidentin der Generalversammlung der UN, Annalena Bierbock, ihre Einschätzung zur dringend notwendigen umfassenden Reform der weltweit wichtigsten internationalen Organisation.
Sie betonte, dass die Reform des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen bereits seit langem überfällig ist und für die Modernisierung sowie die Steigerung der Effizienz dieser Schlüsselinstitution von entscheidender Bedeutung sei.
Allerdings räumte sie ein, dass während ihres einjährigen Amts keine schnellen Durchbrüche zu erwarten seien; Fortschritte müssten in kleinen Schritten erfolgen, durch mehr Transparenz und durch Forderungen, das Vetorecht zu begrenzen.
Bierbock unterstrich, dass die UN trotz zunehmender Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der multilateralen Zusammenarbeit nach wie vor ein unverzichtbares Instrument zur Wahrung der globalen Sicherheit bleibt.
Sie hob hervor, dass es notwendig sei, Blockaden zu überwinden und die Wirksamkeit durch die Fusion von Agenturen, die Erweiterung regionaler Büros und die Nutzung moderner Technologien wie Künstliche Intelligenz zu steigern.
Die Ministerin warnte auch vor den Risiken finanzieller Druckausübung, die die Handlungsfähigkeit der Organisation gefährden, und forderte eine klare Fokussierung auf die Kernbereiche.
In Bezug auf die zukünftige Führung der UNO schlug sie vor, dass die nächste Generalsekretärin eine Frau sein sollte.
Es sei höchst an der Zeit, dass Frauen an der Spitze der Organisation stehen, da bislang keine Frau in den 80 Jahren ihrer Existenz dieses Amt innehatte.
Im Hinblick auf die Rolle der USA betonte Bierbock, dass trotz der rücksichtslosen Politik von „America First“ unter Präsident Donald Trump die USA weiterhin eine bedeutende und einflussreiche Unterstützung für den Multilateralismus darstellen.
Sie forderte große Staaten auf, Verantwortung zu übernehmen und die grundlegenden Prinzipien der Organisation nicht in Frage zu stellen.
Die aktuelle Krise sitzt im Stillstand des Sicherheitsrates, in dem Russland und China versuchen, die Finanzierung und Aktivitäten der UN im Bereich Menschenrechte zu blockieren.
Die groß angelegte Invasion der Ukraine durch Russland im Jahr 2022 zerstörte die Idee der Unantastbarkeit nationaler Grenzen und führte zu einem paralysierten Sicherheitsrat, in dem das Vetorecht der ständigen Mitglieder eines der Hauptprobleme ist.
Zudem haben kürzliche Maßnahmen der US-Regierung die Grundwerte der Organisation untergraben und reduzieren somit ihre Rolle im Weltfriedensprozess erheblich.
Umfragen in mehr als 30 Ländern zeigen große Unterstützung für eine engere internationale Zusammenarbeit in Fragen des Handels, der Gesundheit, des Klimawandels und der Bekämpfung von Armut.
Gleichzeitig bleibt das Vertrauen in Institutionen wie die UNO und den IWF niedrig.
Experten fordern innovative Lösungen, um veraltete Systeme zu ersetzen und globale Herausforderungen durch erneuerte multilaterale Ansätze effektiver anzugehen.
