Regionale Analyse: Wie Nähe zu Russland die Bedrohungswahrnehmung in Europa prägt
Eine umfassende Umfrage von YouGov zeigt deutliche regionale Unterschiede in der Sicherheitswahrnehmung innerhalb der Europäischen Union auf.
Die Ergebnisse belegen, dass Länder, die näher an den russischen Grenzen liegen oder strategisch wichtige Positionen innehaben, Moskau häufiger als die Hauptbedrohung für die Stabilität und Sicherheit Europas ansehen.
Besonders die Bevölkerung in Dänemark, Litauen und Polen – Staaten an der Grenze zu Russland oder mit bedeutender strategischer Bedeutung – äußert die größte Besorgnis hinsichtlich russischer militärischer Aggression.
Dänemark, das den Zugang zur Ostsee kontrolliert und regelmäßig mit militärischer Präsenz Russlands konfrontiert ist, ist zudem weltweit führend bei der prozentualen Unterstützung für militärische Hilfe an die Ukraine im Verhältnis zum BIP.
Im Gegensatz dazu zeigen die westeuropäischen Länder deutlich geringere Sorgen: In Deutschland halten nur 36 % der Befragten Russland für die größte Bedrohung, in Frankreich sind es 31 %, in Spanien 22 %, und in Italien lediglich 20 %.
Diese Ländern sehen Immigration oder innere Probleme meist als größere Gefahr.
Das Umfrageergebnis offenbart zudem eine gewisse Skepsis gegenüber der Außenpolitik der Vereinigten Staaten: Rund 20 % der Spanier und Italiener sehen Russland als die Hauptgefahr, ähnlich viele fürchten jedoch auch potentiale Bedrohungen aus Washington.
Die Mehrheit der Befragten in der Ukraine glaubt, dass das Land sich nicht ausreichend auf einen möglichen Angriff vorbereitet hat, was die anhaltende Unsicherheit inmitten des Konflikts widerspiegelt.
Die baltischen Staaten und Dänemark zeigen die stärkste Unterstützung für die NATO – über 80 % der Befragten betrachten die Mitgliedschaft als entscheidend für die Sicherheit von Staat und Region.
Unterstützung für die NATO ist in Frankreich, Italien und Spanien jedoch deutlich niedriger: Nur etwa ein Drittel hält die Allianz für unverzichtbar für die nationale Verteidigung.
Die Meinungen zur Rolle der Europäischen Union in Sicherheitsfragen sind gespalten; weniger als 40 % der Polen, Italiener und Deutschen sind der Ansicht, dass Brüssel im Namen aller Mitgliedsstaaten Verteidigungsentscheidungen treffen sollte.
In Ländern wie Litauen, Dänemark und Frankreich ist die öffentliche Meinung nahezu gleich aufgeteilt.
Die höchste Zustimmung zur Erweiterung der Befugnisse der EU im Sicherheitsbereich ist in Spanien zu verzeichnen, mit etwa 57 %.
Die Umfrage wurde Ende September bei etwa tausend Befragten in jedem der sieben Länder durchgeführt: Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Litauen, Polen und Spanien.
