Russische Eliten im Kampf um Ressourcen vor dem Hintergrund wachsender Autoritarismus und Repressionen
In den letzten Monaten erlebt die Russische Föderation einen erheblichen Rückgang ihrer sogenannten „Futtergrundlage“ für die Eliten, was eine verstärkte Auseinandersetzung um den Zugang zu begrenzten Ressourcen und Machstrukturen zur Folge hat. Der Anstieg autoritärer Tendenzen im Putin-Regime geht einher mit einer Verschärfung der Repressionen und gezielten Strafverfahren gegen ehemals unantastbare Persönlichkeiten. Vladimir Kravchenko, außenpolitischer Kommentator bei ZN.UA, erklärt in seinem Artikel „Repressionen, WhatsApp und Kartoffeln: Wie das Putin-Regime überlebt“, dass diese Maßnahmen nicht nur zum Kampf gegen Oppositionelle dienen, sondern vor allem als Instrumente der Kontrolle und Machterhaltung. Der zentrale Grund für die internen Konflikte im Kreml ist die Schrumpfung der Ressourcenbasis, die die Eliten dazu zwingt, erbittert um Finanzen, Land und politischen Einfluss zu konkurrieren. Diese Rivalität führt häufig zu Übernahmen, sogenannten Razzien, und groß angelegten Korruptionsuntersuchungen. Trotz internationaler Erwartungen stellt dies keine unmittelbare Bedrohung für die Stabilität des Regimes dar; im Gegenteil, Experten sind der Ansicht, dass diese Maßnahmen sogar zur Stabilisierung des Systems beitragen, da sie verhindern, dass neue Führungspersönlichkeiten wie Prigoschin entstehen. Binnen der Machtstrukturen wächst der Einfluss der Sicherheitsorgane, insbesondere des Generalstaatsanwalts und seines Leiters Igor Krasnov. Durch die intensive Untersuchungstätigkeit gewinnen diese Institutionen an Autonomie und Einfluss, agieren aktiv in den politischen Spielchen. Zugleich bleibt die Rolle des Leiters des Investigativen Komitees, Alexander Bastikin, bedeutend, wenn auch sein Einfluss im Zuge der Entwicklungen insgesamt abnimmt. Gleichzeitig wandelt sich Russland zunehmend in einen kriegsähnlichen Staat, und die Rückkehr zur „Normalität“ erscheint immer unwahrscheinlicher. Kürzlich verabschiedete Gesetze erweitern die Befugnisse des FSB beträchtlich: Russische Wissenschaftler dürfen ohne Kontrolle durch die Behörden kaum noch internationale Kontakten nachgehen, außerdem erhält der FSB das Recht, eigene Haftanstalten zu errichten und zu verwalten. Ab 2025 dürfen ausländische Schiffe nur noch mit Genehmigung des FSB-angeordneten Kapitäns die russischen Häfen anlaufen. Kravchenko betont, dass diese Entwicklungen zusammen mit dem Rückgang des Einflusses der alten Kreml-Eliten tiefgreifende Veränderungen in den politischen Spielregeln Russlands widerspiegeln. Das Land ist zunehmend zentralisiert, autoritär geworden; oppositionelle Kräfte werden kaum mehr berücksichtigt, wodurch alte Absprachen und Vereinbarungen kaum noch Gültigkeit besitzen und sich die Machtkämpfe verschärfen.
