Fast zwei Jahre Krieg: Wie sich der ukrainische Arbeitsmarkt entwickelt und was die Zukunft bringt
Angesichts des anhaltenden Krieges und tiefgreifender sozioökonomischer Transformationen durchläuft der Arbeitsmarkt in der Ukraine weiterhin radikale Veränderungen, die langfristige Folgen für die Wirtschaft und die Gesellschaft haben werden.
Eines der Paradoxe besteht darin, dass trotz eines erheblichen Arbeitskräftemangels die Arbeitslosigkeitstendenzen ziemlich zweideutig bleiben.
Experten berichten, dass die Wirtschaft seit der groß angelegten Invasion im Jahr 2022 eine Reihe von Umbrüchen erlebt hat, darunter die Reduzierung industrieller Kapazitäten und den Verlust vieler Arbeitsplätze.
Besonders betroffen sind die Industrieregionen im Osten und Süden, die aufgrund von Zerstörung und Logistikproblemen ihre industrielle Stärke deutlich verringert haben.
Gleichzeitig haben Migrationsbewegungen — über sieben Millionen Ukrainer, die das Land verlassen haben, sowie rund vier Millionen intern Vertriebene — zu einem erheblichen Personalmangel geführt und die demografische Landschaft stark verändert.
Die zentrale Herausforderung besteht darin, dass, obwohl offizielle Zahlen zum Ende 2024 eine Arbeitslosenrate von 13,1 % angeben und für 2025 eine Senkung auf 11,6 % prognostiziert wird, die tatsächliche Lage komplexer ist.
Im Januar 2025 waren etwa 143.000 Menschen arbeitslos registriert, sieben Tausend weniger als im Vorjahr.
Demografische Verluste, verursacht durch Krieg, Migration und Behinderungen, verringern die erwerbsfähige Bevölkerung und verschärfen die Problemen in Produktions- und Dienstleistungssektoren.
Besonders stark ausgeprägt sind die regionalen Unterschiede: Osten und Süden haben bedeutende Teile ihrer Industrie- und Landarbeitskräfte verloren, während der Westen und das Zentrum mit der zunehmenden Zahl an Binnenvertriebenen konfrontiert sind.
Die massiven Zerstörungen und die Energiekrise, vor allem in der Metallurgie, Chemie und Maschinenbau, haben zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und sozialen Ungleichheiten geführt.
Alle diese Entwicklungen schüren soziale Spannungen und bergen die Gefahr von Konflikten, vor allem unter den vulnerabelsten Bevölkerungsgruppen — Frauen, Jugendliche, Rentner, Veteranen und Menschen mit Behinderungen.
Laut dem Sozialpolitik-Experten Andriy Pavlovskyi berücksichtigen die aktuellen Beschäftigungspolitiken diese neuen Realitäten nicht ausreichend, was das Risiko weiterer Ungleichheiten und sozialer Unruhen erhöht.
Dennoch hat die Regierung bereits mehrere Pilotprojekte gestartet, um Arbeitslosen und Veteranen Unterstützung zu bieten und die Situation zu stabilisieren, sowie neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen.
