Können Verwandte eines Reservisten eingezogen werden, wenn bereits ein Familienmitglied in den Streitkräften der Ukraine dient?
Derzeit befindet sich die Ukraine in einer Phase der allgemeinen Mobilisierung und hat den Kriegszustand ausgerufen, was die Einberufung von Reservisten bedeutet.
Vor allem Männer, die entsprechende Einberufungsbefehl erhalten, sind betroffen.
Es stellt sich jedoch die Frage: Können Bruder oder Vater eines Reservisten eingezogen werden, wenn ein eng verwandter Angehöriger bereits im ukrainischen Militär dient? Der Militärrechtsanwalt Danilo Goncharenko von der Kanzlei ‘Prykhoiko und Partner’ erläutert die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Nach ukrainischem Recht, insbesondere den Gesetzen zur ‘Mobilisierung’ und ‘Wehrdienst’, stellt die Anwesenheit naher Verwandter, die bereits im Dienst sind, keine ausreichende Begründung für eine Befreiung oder einen Aufschub der Einberufung dar.
Die standardmäßigen Einberufungsregeln bleiben bestehen.
Zudem können Familienmitglieder, deren Angehörige im Dienst tot oder vermisst sind, eine Mobilmachungsbefreiung beantragen, wenn sie die entsprechenden offiziellen Nachweise vorlegen und die notwendigen Formalitäten bei den territorialen Rekrutierungsstellen (TЦК) erledigen.
Im Falle des Todes eines Familienmitglieds, das im Einsatz gefallen ist — etwa im Rahmen der ATO, OÖS oder infolge russischer Aggression — sieht das ukrainische Recht vor, dass nahe Angehörige einen Aufschub erhalten können.
Betroffen sind Ehepartner, Eltern, Kinder und Geschwister von Soldaten oder Polizisten, die bei der Ausübung ihrer Pflichten ums Leben kamen.
Wenn jedoch ein entfernter Verwandter, etwa ein Cousin zweiten Grades, zu den Opfern gehört, besteht kein Anspruch auf diesen Aufschub.
Wichtig ist, dass solche Befreiungen nicht automatisch gelten, sondern durch offizielle Anträge mit den erforderlichen Dokumenten beantragt werden müssen.
Laut Gesetz betrifft das Recht auf Aufschub diejenigen Familienmitglieder, die während aktiver Kampfhandlungen, bei Einsätzen, bei der Arbeit auf Unternehmen, die militärische Operationen unterstützen, oder in freiwilligen Formationen, die in die ukrainischen Streitkräfte integriert sind, Angehörige verloren haben — insbesondere seit Beginn der groß angelegten russischen Aggression gegen die Ukraine im Jahr 2022.
