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Reformen in der Lehrerfortbildung in der Ukraine: Herausforderungen und Perspektiven

Chas Pravdy - 28 Oktober 2025 17:45

Das Bildungssystem der Ukraine befindet sich gegenwärtig in einem tiefgreifenden Wandel im Bereich der beruflichen Weiterbildung von Lehrkräften.

Im vergangenen Jahr feierte das Land die Zusagen, die Lehrergehälter anzuheben, nur um später die Nachricht zu erhalten, dass eine neue Reform im Rahmen des Mottos „Geld folgt dem Lehrer“ gestartet wird.

Obwohl diese Idee nichts Neues ist, betont sie, dass das Gehalt ein wesentlicher Motivationsfaktor ist, aber nicht der einzige.

Es ist ebenso wichtig, den Lehrkräften moderne, effektive und relevante Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie sich kontinuierlich weiterentwickeln und innovative Bildungstechnologien integrieren können.

Nur durch solche Maßnahmen kann die ukrainische Bildung mit den schnellen technologischen Entwicklungen weltweit Schritt halten.

Allerdings darf die Reformstrategie nicht nur auf Lippenbekenntnissen basieren; sie muss eine tiefgehende, konsequente Strategie sein, die globale Trends und die tatsächlichen Bedürfnisse der Lehrkräfte berücksichtigt.

Diese Vision wurde bereits auf der Konferenz „August 2025“ angekündigt, und erste konkrete Schritte sind jetzt sichtbar.

Die stellvertretende Ministerin Nadija Kuzmičova präsentierte ein konzeptuelles Rahmenmodell in einem Webinar, doch bleibt fraglich, ob dies wirklich eine systemische Veränderung darstellt.

Das Problem ist seit langem sichtbar: Lehrer beklagen, dass die angebotenen Weiterbildungskurse veraltet, zu theoretisch und von der Praxis losgelöst sind.

Parallel dazu hat sich ein privater Markt entwickelt, der flexiblere und modernere Alternativen anbietet, was zu einem illegalen Handel mit gefälschten Zertifikaten geführt hat.

Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2023 nutzen etwa 20 % der Lehrkräfte ausschließlich private Plattformen, 50 % kombinieren private Anbieter mit offiziellen Instituten, und rund 30 % bilden sich nur beim IPPO (Institut für Pädagogische Weiterbildung).

Um diese Herausforderungen anzugehen, hat das Ministerium die Einrichtung einer einheitlichen digitalen Plattform angekündigt, die von EdCamp Ukraine entwickelt wurde.

Geplant ist, am 1.

November eine Vereinbarung zu unterzeichnen, um diese Plattform in Staatsbesitz zu übergeben, wobei Details noch unklar sind.

Diese Plattform soll die Registrierung von Lehrkräften sowie Anbietern ermöglichen, und für eine bessere Orientierung bei der Kurswahl sollen die Lehrkräfte einen Online-Test bestehen.

Viele weitere geplante „Innovationen“ sind nur eine Digitalisierung veralteter Normen von 2019: Kurse können sowohl von privaten Anbietern als auch von öffentlichen Institutionen durchgeführt werden, es gibt Schulungen direkt vor Ort sowie Supervision durch Mentoren in den Schulen.

All diese Maßnahmen sind im Kern eine digitale Version alter Verwaltungsprozesse, ohne echte systemische Reformen.

Das eigentliche Problem liegt in der Ressourcenknappheit: In den letzten zwei Jahren haben 40.000 Lehrer den Beruf verlassen, weitere 40 % sind in Aussicht, bis 2030 die Branche zu verlassen.

Zudem gibt es erhebliche regionale Unterschiede in der finanziellen Ausstattung der Fortbildungsinstitutionen.

Es ist notwendig, einen landesweiten Standard für die Finanzierung der beruflichen Weiterbildung einzuführen, eine staatliche Programm für die Digitalisierung der Infrastruktur zu entwickeln und eine nationale Digitalstrategie zu entwerfen, die mit EU-Standards und UNESCO-Richtlinien harmonisiert ist.

Außerdem müssen die professionellen Lehrer-Communities gestärkt werden, um eine echte Unterstützung und Weiterentwicklung der Lehrkräfte zu gewährleisten.

Der aktuelle Fokus auf formelle Verbände und top-down-Strukturen ist wenig zielführend.

Ebenso sollte die Rechtslage aktualisiert werden: klare Rollenverteilungen, Lizenzierungen für private Anbieter und eine Verknüpfung der Zertifikate mit einer digitalen Infrastruktur zur Verhinderung von Betrug sind notwendig.

Ohne tiefgreifende Reformen und politische Entschlossenheit bleiben all diese Maßnahmen nur kosmetische Veränderungen.

Die nachhaltige Entwicklung des Systems erfordert eine langfristige Vision, politisches Engagement und eine klare Richtlinie für den Aufbau eines starken, innovativen und inklusiven Bildungssystems in der Ukraine.

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