Männliche Gehirne altern schneller als weibliche: Was Wissenschaftler herausgefunden haben
Wissenschaftler auf der ganzen Welt untersuchen weiterhin die komplexen Prozesse des Gehirnalters und deren Einfluss auf die Gesundheit verschiedener Geschlechter.
Die neueste Studie, veröffentlicht im renommierten Journal Proceedings of the National Academy of Sciences, zeigt, dass das Gehirn von Männern im Laufe der Zeit stärkere strukturelle Veränderungen erfährt als das von Frauen.
Eine detaillierte Analyse von über 12.000 MRI-Scans fast 5.000 gesunder Menschen im Alter zwischen 17 und 95 Jahren hat ergeben, dass bei Männern mit zunehmendem Alter ein signifikanten Rückgang in wichtigen Hirnregionen auftritt, die für Gedächtnis, Bewegungen und visuelle Verarbeitung verantwortlich sind.
Besonders auffällig ist, dass die postzentralen Kortex, zuständig für Hautempfindungen, Schmerz und Haltungssinn, bei Männern jährlich um etwa 2 % schrumpft, während es bei Frauen nur 1,2 % sind.
Diese Unterschiede werfen wichtige Fragen auf zur Geschwindigkeit des Gehirnalters bei den Geschlechtern und warum Frauen anfälliger für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer sind.
Es ist bemerkenswert, dass bei Männern eine stärkere Ausdünnung der Hirnrinde in Bereichen wie dem parahippocampalen und fusiformen Bereich beobachtet wird, welche eine zentrale Rolle bei Gedächtnis und Gesichtserkennung spielen.
Ebenso wurde ein deutlicher Rückgang des Volumens subkortikaler Strukturen wie dem Putamen und dem Caudatus-Kern festgestellt, die an der Bewegungskoordination beteiligt sind.
Bei Frauen hingegen wurde eine vermehrte Erweiterung der Gehirnventrikel beobachtet, die mit Rückenmarkflüssigkeit gefüllt sind, was ebenfalls Anzeichen des Alterns sind, jedoch insgesamt weniger strukturelle Verluste.
Diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das Altern des Gehirns geschlechtsspezifische Merkmale und Mechanismen aufweist.
Allerdings erklären sie nicht vollständig, warum Frauen anfälliger für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer sind.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) litten im Jahr 2021 weltweit rund 57 Millionen Menschen an Demenz, und jährlich kommen fast 10 Millionen neue Fälle hinzu.
Bemerkenswert ist, dass Alzheimer bei Frauen weltweit fast doppelt so häufig auftritt wie bei Männern.
Für eine 45-jährige Frau besteht ein Fünffach-Risiko, im Laufe ihres Lebens an Alzheimer zu erkranken, während es bei Männern nur das Doppelte ist.
Neue Studien legen nahe, dass die Unterschiede in der Hirnstruktur im Alter wahrscheinlich nicht die Hauptursache für diese Ungleichheit sind.
Fachleute erklären, dass das Risiko für Alzheimer durch eine komplexe Interaktion hormoneller Veränderungen nach der Menopause, immunologischer und vaskulärer Unterschiede sowie genetischer Faktoren bestimmt wird.
Wichtig ist auch, dass die durchschnittliche Lebenserwartung eine Rolle spielt: Im Jahr 2021 betrug sie bei Frauen durchschnittlich etwa 73,8 Jahre, bei Männern 68,4 Jahre, was dazu führt, dass mehr Frauen das Alter erreichen, in dem das Risiko am höchsten ist.
Die meisten Diagnosen erfolgen bei Menschen über 65 Jahren.
Trotz intensiver Forschung sind die biologischen Ursachen der höheren Anfälligkeit der Frauen für Alzheimer noch nicht vollständig geklärt.
Wissenschaftler betonen, dass eine Lösung dieses Problems nicht nur durch die Analyse der Gehirnstrukturen erreicht werden kann—es sind komplexe Wechselwirkungen von hormonellen, genetischen und Alterungsfaktoren, die zu berücksichtigen sind.
Außerdem beeinflusst das Geschlecht auch das Immunsystem: Frauen sind häufiger von Autoimmunerkrankungen wie Lupus und Multipler Sklerose betroffen, während Männer eine höhere Prädisposition für Parkinson haben.
Diese Unterschiede entstehen durch komplexe Interaktionen zwischen Geschlechtschromosomen, Hormonen und Umweltfaktoren wie dem Mikrobiom, die die Immunantwort und Krankheitsanfälligkeit prägen.
