Alte chinesische Schädel eröffnen neue Perspektiven in der Menschheitsentwicklung
Ein uralter Schädel, der vor über drei Jahrzehnten am Ufer eines Flusses in Zentralchina entdeckt wurde, gewinnt zunehmend an Bedeutung für die Wissenschaft.
Das schwer deformierte Fossil, das lange Zeit ohne definitive Klassifikation blieb, könnte unser Verständnis der menschlichen Evolution fundamental verändern.
Neue Analysen zeigen, dass das Fundstück etwa eine Million Jahre alt ist und Merkmale aufweist, die enge Verbindungen zu den Denisova-Menschen und einer rätselhaften Kreatur namens „Drachmensch“ nahelegen.
Diese Entdeckung verschiebt den Zeitrahmen der Entstehung des modernen Menschen um etwa 400.000 Jahre nach hinten, berichtet CNN.Wissenschaftler feiern diese Entdeckung als Meilenstein.
In einer Veröffentlichung im Journal Science verwendeten Forscher modernste digitale Techniken, um den Schädel Yuanxian 2 zu rekonstruieren.
Er wurde 1989 in der Provinz Hubei gefunden, blieb jedoch lange Zeit unklassifiziert wegen seiner erheblichen Deformationen.
Mithilfe der Computertomographie, Lichtvisualisierung und virtuellen Methoden konnte die ursprüngliche Form rekonstruiert und mit über hundert anderen Exemplaren verglichen werden.
Dabei zeigte sich, dass der Schädel zu einer bisher unbekannten menschlichen Linie gehört.Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Fossil Merkmale aufweist, die Ähnlichkeiten mit Homo longi, dem sogenannten „Drachenmensch“, aufweisen, sowie mit den Denisova-Menschen.
Außerdem legen die Daten nahe, dass Denisova-Menschen und moderne Menschen vor rund 1,32 Millionen Jahren einen gemeinsamen Vorfahren hatten, während sich die Neandertaler bereits vor etwa 1,38 Millionen Jahren getrennt hatten.
Das bedeutet, dass die Denisova-Menschen nahe Verwandte von Homo sapiens sind, während die Neandertaler, die früher als naheste Verwandte galten, sich noch früher – vor circa 1,38 Millionen Jahren – voneinander trennten.
Der Schädel Yuanxian 2 weist Merkmale auf, die an Homo erectus erinnern, aber auch spezielle Eigenschaften wie flache, wenig ausgeprägte Jochbeine.
Diese Merkmale führen zu der Vermutung, dass das Fossil mit Homo longi verwandt ist.Diese Forschung stellt die gängige Theorie in Frage, wonach die drei Hauptlinien des Menschen — Homo sapiens, Neandertaler und Denisova — vor etwa 700 bis 500 Tausend Jahren getrennt wurden.
Stattdessen legen die Ergebnisse nahe, dass sie einen deutlich früheren gemeinsamen Vorfahren hatten, wahrscheinlich Homo erectus, der vor mehr als 1,5 Millionen Jahren lebte.
Weitere Analysen eines im Jahr 2022 bei Yunnan entdeckten Schädels sollen helfen, diese Annahmen weiter zu bestätigen.
Wissenschaftler betonen, dass Ostasien weiterhin bedeutende Hinweise zur letzten Phase der menschlichen Evolution birgt.
