Massive Verletzungen des estnischen Luftraums durch russische Flugzeuge: Vergangenheit und Gegenwart

Seit 2014 verstößt die Russische Föderation regelmäßig gegen den Luftraum Estlands, was zunehmend Besorgnis bei den estnischen Streitkräften und in der internationalen Gemeinschaft auslöst.
Über die Jahre hinweg wurden laut offiziellen Berichten mehr als vierzig Vorfälle dokumentiert, bei denen russische Militärflugzeuge illegal in estnischen Luftraum eingedrungen sind.
Die meisten dieser Eindringversuche, meist durch MiG-31-Kampfjets durchgeführt, dienten vor allem dazu, Macht zu demonstrieren und psychologischen Druck auszuüben.Der erste bedeutende Zwischenfall seit Jahren fand im Jahr 2014 statt und traf im Kontext der Krim-Annexion durch Russland zu, was zu einer verstärkten NATO-Militärpräsenz in der Region führte.
Besonders im Jahr 2016 erreichte die Zahl der Verstöße mit bis zu zehn Vorfällen den Höhepunkt.
Danach sank die Aktivität erheblich: Seit 2019 wurden keine bestätigten Verstöße mehr registriert.Obwohl alle drei baltischen Staaten über eigene Luftstreitkräfte verfügen, fehlt es ihnen an modernen Jagdflugzeugen, die selbstständig die Grenze schützen könnten.
Deshalb spielt die NATO-Mission eine entscheidende Rolle beim Schutz des regionalen Luftraums.
NATO-Flugzeuge überwachen regelmäßig den Luftraum und greifen russische Flugzeuge ab, die häufig mit ausgeschalteten Transpondern fliegen, keinen Flugdatenplan vorlegen und keine Kommunikation mit den Verkehrsleitstellen aufnehmen, was die Identifikation erschwert.Der Kommandant der estnischen Luftstreitkräfte, Oberst Jaanek Lehisete, erklärte, dass solches Verhalten schwer nur aus militärischer Sicht zu rechtfertigen ist.
Wahrscheinlicher sei, dass Russland diese Aktionen nutzt, um Macht zu demonstrieren, die NATO-Reaktion zu testen und hybride Kriegstaktiken anzuwenden – um Unsicherheit und Angst in den Nachbarländern zu verbreiten.
Verteidigungsexperte Tony Lawrence vom Internationalen Verteidigungs- und Sicherheitszentrum in Tallinn betonte, dass diese Aktionen mehrere Ziele verfolgen: die Wahrung der estnischen Souveränität zu testen, die Reaktion der NATO auszuloten und durch hybride Strategien Unruhe zu stiften.Der ehemalige Kommandant der estnischen Luftstreitkräfte, Oberst Jaan Taar, ist der Ansicht, dass die Vorfälle vom Freitag absichtliche Provokationen waren.
Im Unterschied zu früheren Vorfällen, die nur wenige Sekunden dauerten und möglicherweise auf menschliches Versagen zurückzuführen waren, erscheinen die aktuellen Aktionen gut geplant und koordiniert.
Taar erklärte, dass die Ursache für die Vorfälle in Wainloo in sowjetischem Erbe liegt: Differenzen in den Flugverkehrsinformationsregionen von Sankt Petersburg und Tallinn sowie Schwierigkeiten bei der Festlegung klarer Grenzen im estnischen Luftraum.Er wies außerdem darauf hin, dass Bemühungen, diese Grenzen neu zu verhandeln und das Flugsicherungssystem umzugestalten, durch politische und historische Faktoren behindert werden.
Bereits 2004, wenige Wochen vor dem NATO-Beitritt Estlands, kam es zu einem ähnlichen Vorfall, bei dem zwei Su-27-Jäger über der Tallinner Bucht flogen – ein Zeichen zunehmender Spannungen.
Militär- und Sicherheitsexperten betonen die Wichtigkeit einer kontinuierlichen Überwachung und Stärkung der Luftverteidigung, angesichts der wachsenden russischen Aggression und hybriden Bedrohungen.