Europas Kampf um Beschränkungen bei Visa für Russen: Ist ein vollständiges Verbot möglich?

In den letzten Monaten ist die Frage, ob die Vergabe von Touristenvisa an russische Staatsbürger verboten werden sollte, zu einem der kontroversesten Themen innerhalb der Europäischen Union geworden.
Trotz Aufforderungen zu strengen Beschränkungen stoßen viele EU-Mitgliedstaaten auf Widerstand gegen eine vollständige Visa-Vergabebeschränkung, wobei sie die Komplexität und mögliche negative Konsequenzen einer solchen Maßnahme betonen.
Laut Ricard Yozvyak, Redakteur bei Radio Free Europe, ist es derzeit unwahrscheinlich, dass eine umfassende Sperre für russische Touristen eingeführt wird, da die meisten Mitgliedstaaten diesem Schritt Widerstand leisten.
Die Situation wird zusätzlich erschwert, da für die Einführung solcher Beschränkungen eine qualifizierte Mehrheit im EU-Rat erforderlich ist, die momentan kaum zu erreichen erscheint.
Frühere Meldungen deuten an, dass die EU plant, die Visabestimmungen zu verschärfen, im Zuge des langjährigen Drucks durch Nachbarländer im Osten, die an Russland grenzen.
Es wird erwartet, dass die neuen Empfehlungen bis Ende des Jahres veröffentlicht werden.
Es gibt zudem Überlegungen, die Verfahren für Bürger anderer „feindlicher“ Länder zu erschweren, ähnlich wie bei Russland.
Seit der groß angelegten Invasion in die Ukraine im September 2022 hat die EU bereits das Abkommen zur Erleichterung der Visagenehmigung mit Russland ausgesetzt, was den Prozess der Antragstellung verteuert und verkompliziert hat.
Die endgültige Entscheidung über ein vollständiges Verbot oder seine Ablehnung liegt jedoch bei den einzelnen Mitgliedstaaten, da die Europäische Kommission keine Befugnis hat, ein universelles Verbot durchzusetzen.
Zudem warnen einige Vertreter der Zivilgesellschaft in Russland die EU davor, touristische Visa als Waffe gegen Moskau zu nutzen, da dies erhebliche negative Folgen nach sich ziehen könnte.
So äußerte Julia Navalnaya, die Witwe des verstorbenen Kremlkritikers Alexei Navalny, kürzlich Besorgnis darüber, dass solche Maßnahmen möglicherweise Teil künftiger Sanktionspakete werden könnten.