Ukraine führt System kollektiver Klagen ein: Ein bedeutender Schritt zum Schutz der Verbraucherrechte

Chas Pravdy - 25 August 2025 13:13

Im aktuellen juristischen Umfeld erlebt der Schutz der Verbraucherrechte eine bedeutende Weiterentwicklung, da die ukrainische Regierung neue Mechanismen entwickelt und implementiert, um deren Wirksamkeit zu erhöhen.

Eines der wichtigsten Neuerungen ist die Einführung eines Systems kollektiver Klagen, das es großen Gruppen von Verbrauchern ermöglicht, ihre Interessen gemeinsam vor Gericht geltend zu machen.

Ziel dieses Ansatzes ist es, die gerichtlichen Verfahren zu vereinfachen, die Belastung der Justiz zu verringern und transparentere sowie zugänglichere Schutzmechanismen zu schaffen.Der Begriff der Kollektiven Aktion, bekannt in Ländern des Common Law als ‘Class Action’, besitzt eine lange Tradition in westlichen Rechtssystemen.

Ursprünglich diente er dem Schutz der Interessen von Minderheitsaktionären, breitete sich jedoch im Laufe der Zeit auf weitere Bereiche aus, darunter Verbraucherschutz, Umweltschutz, Arbeitsrechte und andere kollektive Interessen.

Es ist im Kern ein Verfahren, bei dem organisierte Bürger oder zivilgesellschaftliche Organisationen eine gemeinsame Klage gegen Regulierungsbehörden oder Unternehmen erheben, die ihre kollektiven Rechte verletzen.Beispiele für solche Fälle umfassen Sammelklagen gegen Unternehmen wie Apple, insbesondere wegen des Verdachts auf Spionage durch den Sprachassistenten Siri.

Nutzer berichteten, dass private Gespräche aufgezeichnet und an Werbetreibende weitergegeben wurden, die daraufhin gezielt Werbung zeigten.

Ein weiteres bekanntes Beispiel ist die Klage gegen Apple wegen mutmaßlich absichtlicher Verlangsamung älterer iPhone-Modelle, um den Kauf neuer Geräte zu fördern.

Diese Fälle verdeutlichen die dringliche Notwendigkeit effizienter Mechanismen zum Schutz der Verbraucherrechte.Obwohl in der Ukraine seit 2019 Diskussionen zur Einführung eines Systems kollektiver Klagen geführt werden, wurde diese Reform bisher gesetzlich nicht umgesetzt.

Dennoch finden sich gewisse Elemente dieser Idee in Beschwerden von Umwelt- und Arbeitsschutzorganisationen, die im Einklang mit internationalen Konventionen und nationalem Recht für den Schutz ökologischer und arbeitsrechtlicher Interessen eintreten.Gegenwärtig arbeiten Politiker und Experten an einem Rechtsrahmen, der nicht nur den individuellen Schutz, sondern auch die kollektive Verteidigung großer Verbraucher- und Bürgergruppen ermöglicht.

Im Rahmen des Gesetzentwurfes „Zum Schutz kollektiver VerbraucherInteressen“ hat das Wirtschaftsministerium ein Projekt entwickelt, das über eine formale Harmonisierung mit EU-Standards hinausgeht.

Ziel ist die Schaffung eines neuen Instituts – der Vertretungsklage, das die Idee der Massenklage in modernisierter Form in Einklang mit europäischen Praktiken weiterentwickelt.Dieses Gesetzesvorhaben beabsichtigt, die Bestimmungen der EU-Richtlinie 2020/1828 umzusetzen, welche Standards für kollektive Verbraucherklagen innerhalb der Europäischen Union etabliert.

Die europäische Erfahrung zeigt, dass solche Mechanismen äußerst effektiv sind: Zum Beispiel hat die irische Organisation Irish Council for Civil Liberties kürzlich eine Vertretungsklage gegen Microsoft erhoben, wegen Verstößen bei der Datenverarbeitung und der gezielten Auswertung personenbezogener Daten.In der Ukraine werden diese Prinzipien jedoch spezifische Eigenschaften aufweisen.

Das Gesetz wird die Möglichkeit einschränken, kollektive Klagen ausschließlich für physische Verbraucher einzureichen, die Waren oder Dienstleistungen für den persönlichen Gebrauch erwerben oder nutzen, ohne direkten Bezug zu geschäftlichen oder beruflichen Tätigkeiten.

Bestehende Schutzmechanismen, etwa die derzeitigen gesetzlichen Regelungen im Bereich „Verbraucherschutz“, werden weiterhin Gültigkeit besitzen und diese neue Initiative ergänzen.Eine bedeutende Neuerung ist die Schaffung qualifizierter, non-profit Organisationen, die mindestens ein Jahr Erfahrung im Verbraucherschutz nachweisen können.

Diese Organisationen sollen berechtigt sein, kollektive Klagen im Namen von Gruppen oder anonymen Verbrauchern einzureichen und für Transparenz sowie Aufklärung innerhalb der Gesellschaft zu sorgen.Darüber hinaus sieht das Gesetz auch transnationale Klagen vor.

Mehrere Organisationen aus verschiedenen EU-Mitgliedstaaten können künftig gemeinsam Klagen erheben, wenn Verstöße grenzüberschreitend mehrere Verbraucher betreffen.

Diese Kooperation wird durch das Wirtschaftsministerium koordiniert, das als nationaler Kontaktpunkt mit der Europäischen Kommission zusammenarbeitet.Abschließend lässt sich sagen, dass die Umsetzung des Systems kollektiver Klagen in der Ukraine ein bedeutender Schritt in Richtung stärkeren Schutzes der Verbraucherrechte ist.

Es wird dazu beitragen, den Zugang zu Rechtsschutzmechanismen zu erleichtern, den Prozess transparenter zu gestalten und das Vertrauen der Konsumenten in den europäischen Markt zu erhöhen.

Für einen erfolgreichen Wandel müssen jedoch auch unabhängige, professionelle Organisationen entstehen, die über die notwendigen Ressourcen verfügen, um die Interessen der privaten Verbraucher effektiv zu vertreten.

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