Kann die Ukraine Englisch in den aktuellen Bedingungen beherrschen? Eine Analyse der Perspektiven und Herausforderungen

Chas Pravdy - 05 Juli 2025 13:41

Die Frage, ob die Ukraine in der Lage ist, die englische Sprache signifikant zu erlernen, gewinnt im Zuge der Einführung eines neuen staatlichen Programms zur Förderung des Englischunterrichts besondere Aktualität. Bei der Betrachtung dieses Themas ist es essentiell, nicht nur die Ziele und die geplanten Budgets zu berücksichtigen, sondern auch die tieferliegenden systemischen Probleme im Bildungssystem. Der bekannte Linguist und Politologe Noam Chomsky weist darauf hin, dass Bildungssysteme häufig Ignoranz erzeugen, anstatt Neugier und Kreativität zu fördern. Im Kontext der sogenannten „Konzeption“ für die Entwicklung des Englischlernens von 2026 bis 2030 stellen sich zentrale Fragen zur Wirksamkeit. Trotz zahlreicher früherer Versuche – vom Projekt Future Perfect bis hin zu Initiativen wie GoGlobal – bleiben die Erfolge meist auf einem stabilen oder mittelmäßigen Niveau. Laut Education First belegte die Ukraine im Jahr 2024 den 40. Platz im globalen Englischkenntnisindex, was auf ein mittleres Kompetenzniveau hindeutet. Diese Daten, die auf Online-Tests Erwachsener in städtischen Gebieten basieren, spiegeln jedoch nicht die Situation in ländlichen Regionen wider. Die Daten des KMIS bestätigen, dass nur 51 % der ukrainischen Bevölkerung über grundlegende Englischkenntnisse verfügen, von denen nur 23 % flüssig lesen, schreiben und kommunizieren können. Die Ursachen für diese niedrigen Werte sind offensichtlich: unzureichende Qualifikation der Lehrkräfte, eingeschränkter Zugang zu hochwertigen Ressourcen in den Regionen, mangelnde Motivation und fehlende Infrastruktur für Selbststudium. Die tieferliegenden Ursachen liegen in veralteten Lehrmethoden, die noch aus sowjetischen Traditionen stammen. Das vorherrschende Paradigma sieht Wissen als Voraussetzung für die Sprache, doch in Wahrheit führen Handeln und Praxis zu echter Sprachkompetenz. Das aktuelle System basiert jedoch auf Auswendiglernen von Vokabeln und Grammatikregeln vor der Anwendung in realen Situationen, was die Sprachflüssigkeit hemmt und die Lernmotivation schmälert. Die Regierung plant, fast eine halbe Milliarde Hrywnja für die Umsetzung des Konzepts auszugeben, um Lehrinhalte zu aktualisieren, Lehrer weiterzubilden, digitale Ressourcen zu schaffen und internationale Partner einzubeziehen. Doch wird dieses enorme Budget nur eine Wiederholung bestehender Initiativen sein? Ohne grundlegende pädagogische Reformen und tiefgreifende Veränderung des Bildungssystems könnten die neuen Programme nur oberflächlich bleiben. Eine vielversprechende Lösung wäre die Entwicklung einer kostenlosen, ansprechenden mobilen App – ähnlich wie Duolingo, aber deutlich effektiver –, die das Lernen spielerisch, motivierend und individuell an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen könnte. Diese Plattform könnte die Art und Weise des Lernens revolutionieren, qualitativ hochwertige Inhalte bieten, die Nutzer motivieren und echtes Sprachtraining ermöglichen. Außerdem ist eine Reform der Lehrerbildung notwendig, um Lehrkräfte nicht nur als Wissensvermittler, sondern als aktive Facilitatoren des immersiven Spracherwerbs zu transformieren. Nur durch tiefgreifende Reformen in Pädagogik und Sprachumfeld kann die Ukraine wirklich ihre Englischkenntnisse verbessern, ihre Bürger motivieren und auf eine stärkere europäische Integration hinarbeiten.

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