Polen gedenkt offiziell der Opfer des ‘Genozids durch OUN und UPA’: ein neues Kapitel in den historischen Streitigkeiten und ihre Auswirkungen auf die europäische Integration

Die offizielle Anerkennung und das Gedenken an schmerzhafte historische Ereignisse haben in Polen eine neue Phase erreicht: Präsident Andrzej Duda unterzeichnete ein Gesetz, das den 11. Juli zum Nationalen Gedenktag für die Opfer der Ereignisse erklärt, die von den polnischen Behörden als ‘Völkermord, verübt durch die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und die Ukrainische Aufständische Armee (UPA)’ in den Ostgebieten der Zweiten Polnischen Republik definiert werden. Das Gesetz, das am 4. Juni vom polnischen Parlament verabschiedet wurde, trat kurz nach der Unterschrift des Präsidenten in Kraft und löste zahlreiche Reaktionen aus, insbesondere in der Ukraine. Das ukrainische Außenministerium äußerte Besorgnis und verurteilte die einseitige Haltung Polens, betonte jedoch, dass solche Maßnahmen den Weg zu gegenseitigem Verständnis und historischen Versöhnung nicht fördern. Es wurde hervorgehoben, dass der Fokus auf die aktuellen Herausforderungen gelegt werden müsse und die Vergangenheit kein Hindernis für die Zusammenarbeit sein darf. Das Außenministerium erinnerte zudem daran, dass die Hauptgefahr für Ukraine und Polen heute Russland sei. Im Mai führten ukrainische und polnische Historiker gemeinsame Ausgrabungen im Dorf Puzhnyky in der Ternopoler Region durch und entdeckten die Überreste von 42 Personen— viele von ihnen gelten als Opfer der Wolhynien-Tragödie. Diese Funde stellten einen Schritt nach vorne im Dialog dar, trotz der noch immer bestehenden kontroversen historischen Interpretationen. Polen betont weiterhin die ukrainischen Vergehen, während die Ukraine auf die Gewalt hinweist, die auch von polnischer Seite während des Konflikts ausgeübt wurde und großen Schmerz bei beiden Völkern verursacht hat. Die Wolhynien-Tragödie bleibt ein sensibles Thema in den ukrainisch-polnischen Beziehungen, doch bislang konnten Kyiv und Warschau keine vollständige Einigung erzielen. Zudem haben politische Führer in beiden Ländern Bedenken geäußert, dass ungeklärte historische Fragen die EU-Mitgliedschaft der Ukraine gefährden könnten. Der Artikel von Volodymyr Kravchenko analysiert die Ängste in Kiew und Warschau sowie mögliche Wege zur Versöhnung zwischen den Ländern. Anhaltende historische Streitigkeiten, ihre politische Bedeutung und die Herausforderungen für die weitere Europäische Integration erschweren die bilateralen Beziehungen.