Plötzlicher Strategiewandel in Russland: Warum das Kremlin über eine Reduzierung der Militärausgaben spricht angesichts wirtschaftlicher Herausforderungen

Angesichts rascher wirtschaftlicher Schwierigkeiten und des verschlechterten finanziellen Zustands im Land vollzieht das Kremlin eine unerwartete Kursänderung in seiner Informationspolitik. Es versucht, den Eindruck zu erwecken, dass eine mögliche Verringerung der Militärhaushalte in Erwägung gezogen wird. Solche Aussagen wurden vor dem Hintergrund alarmierender Wirtschaftsdaten gemacht, die darauf hindeuten, dass Russland möglicherweise am Rande eines finanziellen Zusammenbruchs steht. Während eines Besuchs in Kirgisistan erklärte der russische Außenminister Sergei Lawrow, dass Russland im Gegensatz zu NATO-Ländern angeblich plane, seine Verteidigungsausgaben zu kürzen. Auch Präsident Wladimir Putin deutete auf mögliche Anpassungen in der Militärpolitik hin. Diese Rhetorikänderung steht im Zusammenhang mit inneren wirtschaftlichen Problemen: Laut dem ukrainischen Auslandsnachrichtendienst befindet sich Russland nahe einer Rezession, während das Wirtschaftsministerium und die Zentralbank die Lage bereits als ernst einschätzen. Die Regierung hat sogar beschlossen, die Sozialausgaben um 13 % zu kürzen, was auf eine prekäre finanzielle Lage hinweist. Die Verteidigungsausgaben, die jährlich über 140 Milliarden Dollar betragen – mehr als die Gesamtbudgets für Bildung, Gesundheit und Soziales –, könnten ebenfalls reduziert werden. Aufgrund von Sanktionen sind die Einnahmen Russlands aus Öl- und Gasexporten um 33 % gefallen, was die finanziellen Schwierigkeiten verschärft. Zudem ist die Verschuldung der Arbeitgeber gegenüber den Arbeitnehmern von fast 4,8 Millionen Dollar im Januar auf über 21 Millionen im Juni gestiegen. Die Erhöhungen der Tarife für kommunale Dienstleistungen, die seit Juli um fast 13 % gestiegen sind, mit weiteren geplanten 7 % im nächsten Jahr, verschärfen die wirtschaftlichen Belastungen zusätzlich. Experten sind der Ansicht, dass das Kremlin versucht, durch diese Propagandakampagne die gesellschaftliche Spannung zu mindern und einen drohenden wirtschaftlichen Kollaps zu verschleiern. Trotz aller Herausforderungen verfügt Russland noch über Ressourcen, und die Lage bedeutet noch keinen vollständigen Zusammenbruch, so die Analysen.