Fernunterricht in der Ukraine: Neue Herausforderungen und Reformen des Bildungsministeriums

Seit mittlerweile drei Jahren arbeitet das ukrainische Bildungssystem unter außergewöhnlichen Bedingungen, die durch den laufenden Krieg verursacht werden. Der Konflikt hat Schülerinnen und Schüler in alle Welt verstreut, während Schulzerstörungen und die Unterbrechung des regulären Unterrichts enorme Herausforderungen für das gesamte Bildungssystem darstellen. In solch schwierigen Zeiten ist die Notwendigkeit für ausgewogene, flexible und verantwortungsvolle Entscheidungen dringender denn je. Kürzlich hat das Bildungsministerium Änderungen an seinen Verordnungen vorgenommen, insbesondere an der Order Nr. 1112 vom 7. August 2024 und der Nr. 1115 vom 8. September 2020, welche die Organisation des Fernunterrichts erheblich regulieren. Ziel dieser Änderungen ist es vor allem, die Möglichkeiten für Online-Bildung zu verringern, unter dem Vorwand des Konzepts „Offline-Schule“ – mit dem Ziel, die Bildungsqualität zu erhöhen und die Schüler wieder in Präsenzklassen zu bringen. In Zusammenhang mit Krieg und Sicherheitsfragen ergeben sich jedoch komplexe Probleme bei der einheitlichen Anwendung dieser Regeln, insbesondere für Kinder in Konfliktzonen und temporär besetzten Gebieten. Das Programm „Offline-Schule“, das ab September 2025 umgesetzt werden soll, verspricht, flexibel und inklusiv zu sein, aber sein Erfolg hängt vollständig von der klaren Ausgestaltung der Details ab. Öffentliches Unmut und Proteste von Lehrkräften gegen die neuen Einschränkungen beim Fernunterricht dauern bereits über ein Jahr an und verstärken die Debatte. Es besteht die Befürchtung, dass diese Regelungen den Schülern in abgelegenen oder besetzten Gebieten den Zugang zu Online-Unterricht verwehren könnten, was ihre Sicherheit und Zukunft gefährdet. Gesetzesänderungen beinhalten zudem Beschränkungen bei der Wahl der Bildungsstätte sowie die Förderung des Präsenzunterrichts, insbesondere für intern Umgesiedelte und Kinder aus besetzten Territorien. Neue Anforderungen betreffen auch die Mindestklassengröße: 20 Schüler im Fernunterricht, was im Widerspruch zu bestehenden Gesetzen steht, die mindestens fünf Schüler vorschreiben. Dies bedroht die Existenz von Online-Klassen in kleinen Schulen und in Grenzregionen, wo Fernunterricht meist die einzige Option ist. Auch strengere Dokumentations- und Sicherheitsvorgaben für Kinder aus T asch—Territorien werden eingeführt, was zusätzliche Sicherheitsrisiken mit sich bringt. Das Ministerium betont die Rückkehr zum Präsenzunterricht, wo sichere Schutzräume vorhanden sind, doch in Regionen mit kontinuierlichen Angriffen und ohne geeignete Schutzbunker ist dies oftmals unmöglich oder sehr gefährlich. Insgesamt beschränken diese Veränderungen die operative Autonomie der Schulen, zwingen sie, Klassen zu schließen oder das Personal zu reduzieren, was bei Lehrkräften und Eltern Besorgnis hervorrufen kann. Trotz Registrierung der neuen Verordnungen bei der Justizbehörde und intensiver parlamentarischer Diskussionen besteht die Hoffnung, dass bestimmte Regelungen in der Zukunft überdacht oder aufgehoben werden.