Inflation in der Ukraine beschleunigt sich erneut: Steigende Lebensmittelpreise rücken in den Vordergrund

Nach den Ergebnissen vom Mai verzeichnete die Ukraine einen weiteren Preisanstieg, der die bisherigen Prognosen von Ökonomen und staatlichen Institutionen erneut in Frage stellt. Laut dem Staatlichen Statistikamt lag die Inflationsrate im Mai im Vergleich zum April dieses Jahres bei 1,3 %, während sie im April noch 0,7 % betrug. Dies deutet auf eine kurzfristige Beschleunigung des Preiswachstums hin. Noch besorgniserregender ist der Anstieg der jährlichen Inflation auf 15,9 % gegenüber 15,1 % im April und damit auf den höchsten Stand seit April 2023, als die Rate auf 17,9 % anstieg. Diese Dynamik steht im Widerspruch zu den zuvor festgelegten Indikatoren im Staatshaushalt und den Prognosen der Nationalbank, die laut der aktualisierten Prognose für 2025 eine Inflationsrate von 8,7 % und laut IWF von etwa 9 % erwartet. Der Schwerpunkt des Preisanstiegs liegt auf Lebensmitteln. Im Jahresverlauf stiegen die durchschnittlichen Lebensmittelpreise in unserem Land um 22,1 %. Eier verteuerten sich am stärksten – um 86 %, was auf die schwierigen Wetterbedingungen im Frühjahr, den Wertverlust der Devisenreserven und den regen Export zurückzuführen ist. Gemüse verteuerte sich um 35,7 %, Sonnenblumenöl um 35,4 %, Obst um 33,5 % und Butter um 28,5 %. Etwas stabiler verliefen die Preise für Brot mit einem Anstieg von 22,3 %, für Milch um 20,9 %, für Erfrischungsgetränke um 19,7 % und für Sauermilchkäse um 18 %. Auch im Fleisch- und Fischsegment stiegen die Preise – um 18,2 % bzw. 13,3 %. Einer der Hauptfaktoren für die Beschleunigung des Lebensmittelpreiswachstums im Mai ist der rasante Preisanstieg für Rohkostprodukte aufgrund widriger Wetterbedingungen und des regen Exports, erklärt die Nationalbank. Dies wird auch vom Staatlichen Statistikamt bestätigt, dem zufolge die Preise für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke im Mai um 2,8 % gestiegen sind. Insbesondere Obst verzeichnete einen deutlichen Preisanstieg – allein im Mai stiegen die Preise um 17,6 % und seit Jahresbeginn um 39,1 %. Gleichzeitig stiegen die Preise für Schweinefleisch, Schmalz, Geflügel, Rindfleisch, Fisch und Fischprodukte, Gemüse, Nudeln und Zucker deutlich. Die Preise für Öl, Milch und Reis veränderten sich kaum – ihr Niveau blieb nahezu konstant. Die negative Dynamik im Lebensmittelsektor spiegelt sich nicht nur im Preiswachstum wider, sondern auch in den monatlichen Ausgaben ukrainischer Verbraucher für Lebensmittel. So gibt der durchschnittliche Ukrainer laut der Nationalbank etwa 40 % seines Einkommens für Lebensmittel aus, während dieser Wert in europäischen Ländern üblicherweise zwischen 12 und 18 % liegt. Dies bedeutet, dass ukrainische Familien gezwungen sind, einen deutlich größeren Teil ihres Familienbudgets für Lebensmittel auszugeben, was ihre finanzielle Situation zusätzlich belastet. Die Hauptgründe für diesen Preisanstieg sind unzureichende staatliche Regulierung des Agrarsektors, niedrige Subventionen und hohe Steuersätze. Anders als in EU-Ländern, wo bis zu 70 % des Einkommens der Landwirte staatlich subventioniert werden, erfolgt die Unterstützung der Landwirte in der Ukraine überwiegend formal und bürokratisch, was nicht den gewünschten Effekt erzielt. Infolgedessen steigen die Preise für Produkte, insbesondere für die wichtigsten – Brot, Milchprodukte und Fleischprodukte – rasant, und dieser Trend wird sich fortsetzen, da sich die Probleme in der Landwirtschaft während des Krieges verschärft haben. Warum ist der Preisanstieg noch deutlicher spürbar? Der Hauptfaktor ist der Krieg. Er wirkte als Katalysator für Preissteigerungen, auch bei Lebensmitteln. Im ersten Jahr der umfassenden Feindseligkeiten erreichte die Inflation im Land über 26 %, was die Einkommen der Bevölkerung, insbesondere der Rentner und Staatsbediensteten, erheblich entwertete. Im Laufe der Zeit stabilisierte sich die Lage teilweise, doch seit 2024 beschleunigt sich das Preiswachstum wieder. Im Jahr 2024 lag die Inflationsrate bei 12 %, doch auch im Zeitraum 2024–2025 bleibt der Prozess unausgeglichen. Der Krieg hatte auch erhebliche Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise. Während ihrer aktiven Phase Anfang 2022 stiegen diese um 41,6 %, insbesondere bei Obst, Gemüse und Getreide. Im Jahr 2023 erreichte die Inflation in dieser Kategorie weitere 31,5 %, was unter anderem auf das Defizit der Inlandsproduktion und das Aufkommen importierter Waren auf den Märkten zurückzuführen ist, was den Preisdruck weiter erhöht. Experten und Regierungsbehörden blicken vorsichtig in die Zukunft. Sie sind zuversichtlich, dass sich das Preiswachstum in der zweiten Jahreshälfte stabilisieren wird, schließen aber kurzfristige Schwankungen nicht aus. Die Nationalbank gibt an, dass die Inflationstrends abnehmen, und prognostiziert, dass der Indikator bis Jahresende auf 8,7 % sinken könnte, da er im Mai den Höchststand für den laufenden Zeitraum markierte. Saisonalität und Stabilisierungsmaßnahmen, insbesondere die Stabilität der Gas- und Strompreise, spielen dabei eine wichtige Rolle. Gleichzeitig warnen viele Experten, dass die Lage weiterhin instabil bleibt und die kommenden Monate neue Herausforderungen und unerwartete Preisschwankungen mit sich bringen könnten.