Tschernyschow unter der Last der Kaution: SAPO fordert 120 Millionen Griwna vom Obersten Antikorruptionsgericht

Vorwürfe wegen Amtsmissbrauchs und Bestechung – Das Oberste Antikorruptionsgericht prüft eine Präventivmaßnahme gegen den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Minister für nationale Einheit, Oleksij Tschernyschow, der derzeit im Zentrum eines aufsehenerregenden Ermittlungsverfahrens steht. Quellen zufolge plant die Staatsanwaltschaft der Spezialisierten Antikorruptionsbehörde, beim Gericht die Festsetzung einer Kaution von 120 Millionen Griwna für den stellvertretenden Ministerpräsidenten zu beantragen. Dieser Betrag ist, wie die SAPO betont, beträchtlich und wird voraussichtlich gezahlt, obwohl das Verfahren noch nicht offiziell abgeschlossen ist. Die Analyse der Situation zeigt, dass die Staatsanwaltschaft entschlossen ist, eine Kaution zu fordern, obwohl am Vortag in juristischen Kreisen eine Diskussion über ein mögliches Alternativszenario – Verhaftung oder Hausarrest – eröffnet wurde. Der stellvertretende Leiter der SAPO, Serhij Bujlenko, bestätigte gegenüber Journalisten, dass die Staatsanwaltschaft angesichts der aktuellen Praxis und der Bedeutung des Falles mit einer Freilassung auf Kaution rechnet. Hintergrund: Am Dienstag, dem 20. Juni, vertagte das Oberste Antikorruptionsgericht die Verhandlung über die Frage einer Präventivmaßnahme gegen Tschernyschowa auf den 26. Juni und verwies dabei auf dessen Teilnahme an einer außerordentlichen Regierungssitzung. Gleichzeitig hatte die Zeitung Ukrinform wenige Tage zuvor – am 24. Juni – unter Berufung auf interne Quellen berichtet, dass die Staatsanwälte der SAPO das Gericht um die Festsetzung einer Kaution ohne obligatorische Verhaftung des Vizepremierministers ersuchen würden. Zuvor: Am 13. Juni veröffentlichten NABU-Ermittler und SAPO-Mitarbeiter die Ergebnisse einer gemeinsamen Sonderoperation in der Baubranche, die dem Staat ihrer Einschätzung nach einen Schaden von über einer Milliarde Griwna verursacht haben könnte. Analysten zufolge sind in diesem Fall nicht nur Tschernysow, sondern auch weitere hochrangige Beamte involviert, insbesondere der ehemalige Staatssekretär des Ministeriums für regionale Entwicklung Wassyl Wolodin und sein ehemaliger Berater Maksym Gorbatjuk. Tschernysow selbst befand sich zum Zeitpunkt der Enthüllung im Ausland, was durch offizielle Erklärungen bestätigt wurde. Quellen aus Strafverfolgungs- und politischen Kreisen der Ukraine berichten, dass Tschernysow kürzlich durchsucht wurde. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich im Rahmen einer geplanten Reise im Ausland auf Geschäftsreise, was er persönlich bestätigte und mitteilte, dass er sich in der Europäischen Union aufhielt. Später, am 21. Juni, äußerte Präsident Wolodymyr Selenskyj die Meinung, Tschernysow solle seine Auslandsreise beenden und in die Ukraine zurückkehren. Quellen zufolge verließ die Familie des stellvertretenden Premierministers Ende letzter Woche angesichts der angespannten Lage im Fall das Land. Gleichzeitig plant der Geschäftsmann und Miteigentümer des Studios „Kvartal 95“, Timur Mindich, angeblich ein Treffen mit Tschernysow, um ihn zu einer Rückkehr in die Ukraine innerhalb der vom Präsidenten angekündigten Frist zu bewegen. Stopp: Am 22. Juni gab Tschernysow bekannt, dass er bereits von einer Auslandsreise zurückgekehrt sei und am 23. Juni seine Aufgaben im Kabinett wieder aufnehmen wolle. Am nächsten Tag erschien er beim NABU zu einem Interview. Die Umstände dieser Geschichte werden die politische und polizeiliche Elite noch lange in Atem halten, da der Fall von Bestechung und Amtsmissbrauch inmitten politischer und juristischer Prozesse eine neue Wendung genommen hat. Das Gerichtsverfahren und die Entscheidungen über die Präventivmaßnahme werden voraussichtlich das weitere Schicksal des stellvertretenden Premierministers bestimmen und die allgemeine Antikorruptionspolitik des Landes maßgeblich beeinflussen.