Russland verurteilt 184 ukrainische Kriegsgefangene wegen Teilnahme an der Kursk-Operation
Innerhalb von fast sechs Monaten hat ein russisches Gericht 184 ukrainische Soldaten verurteilt, die während der ukrainischen Gegenoffensive in der Region Kursk gefangen genommen worden waren. Dies berichten russische Medien unter Berufung auf Daten des Zweiten Westlichen Militärbezirksgerichts in der Russischen Föderation. Solche Urteile sind zu einem zentralen Bestandteil der Arbeit russischer Richter im Rahmen der systematischen Verfolgung ukrainischer Kriegsgefangener geworden. Sie führen zu langwierigen Prozessen und verwenden standardisierte Anklageformulierungen. Laut „Mediazona“ heben sich die Verfahren gegen die in der Region Kursk gefangenen ukrainischen Soldaten von anderen Strafverfahren in derselben Region ab – ihnen wird derselbe Artikel des Russischen Strafgesetzbuchs vorgeworfen – die Teilnahme an terroristischen Aktivitäten mit schwerwiegenden Folgen. Seit November 2024 wurden 159 Fälle mit 267 ukrainischen Soldaten vor Gericht gebracht. Die Öffentlichkeit und Menschenrechtsaktivisten haben zudem darauf hingewiesen, dass die russische Generalstaatsanwaltschaft in solchen Fällen fast täglich neue Urteile meldet. In der Regel betreffen diese Gerichtsentscheidungen untergeordnete Kommandeure und Soldaten, denen mutmaßliche Terroranschläge in von der ukrainischen Armee kontrollierten Gebieten vorgeworfen werden. Ein aktueller Fall betrifft beispielsweise den Unterleutnant der ukrainischen Streitkräfte, Jewgeni Gotscha, der eines Terroranschlags für schuldig befunden wurde. Ihrer Darstellung zufolge soll er am 8. Oktober 2024 in die Region Kursk eingedrungen sein, Stellungen nahe Olhivka bezogen und lange Zeit mit Schusswaffen die Evakuierung von Zivilisten verhindert haben. Am 27. Oktober wurde Gotscha verwundet und vom russischen Militär gefangen genommen. Hintergrund des Konflikts: Die ukrainische Operation in der Region Kursk begann am 6. August 2024. Sie war eine Reaktion auf zahlreiche Versuche russischer Truppen, ihre Stellungen in den nördlichen Regionen der Ukraine – insbesondere in der Region Sumy – zu stärken. Bereits am 10. August, wenige Tage nach Beginn der ukrainischen Offensive, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj, die Ukraine habe dank der ukrainischen Gegenoffensive die russischen Besatzer aus den besetzten Gebieten vertrieben und sie praktisch von der gesamten Grenze vertrieben. Ein offizieller Vertreter des ukrainischen Generalstabs betonte, Russland strebe an, möglichst viel ukrainisches Land in den nördlichen Regionen zu erobern, die ukrainischen Streitkräfte hätten jedoch einen präventiven Prozess zur Vernichtung feindlicher Streitkräfte auf eigenem Boden eingeleitet. Ende Mai 2025 berichtete der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Syrsky, dass die ukrainische Kursk-Operation ihre Ziele weitgehend erreicht habe. Ihm zufolge sei die von den Verteidigern geschaffene Pufferzone weiterhin relevant und wichtig für die Gewährleistung der Sicherheit. Seit Juni 2025 kontrolliert das ukrainische Militär rund 90 Quadratkilometer im Bezirk Gluschkow in der russischen Region Kursk. Dies bestätigt die günstige Lage der Verteidiger eines zwar schmaleren, aber strategisch wichtigen Korridors tief im feindlichen Gebiet. Angesichts zahlreicher Sanktionen, des juristischen Drucks und der Gerichtsverfahren in Russland drohen ukrainischen Soldaten nach ihrer Gefangennahme lange und harte Gerichtsurteile. Diese lassen nicht nur Zweifel an ihrer Fairness aufkommen, sondern machen sie im modernen Russland auch zu einem Symbol für Repression und politischen Druck. Dies ist ein weiterer Beweis für den Wunsch der Russischen Föderation, das Justizsystem zu nutzen, um ukrainische Soldaten als Terroristen und Kriminelle darzustellen und dabei internationale Rechtsstandards und das Recht auf Verteidigung der eigenen Soldaten zu ignorieren.