Mehr als drei Jahre bleibt der Verfassungsgerichtshof der Ukraine in einer Situation der Ungewissheit bezüglich der Verfassungsmäßigkeit der Mehrfachstaatsbürgerschaft, welche eines der Schlüsselthemen für die nationale Sicherheit und die staatliche Unversehrtheit unseres Landes darstellt

Chas Pravdy - 19 Juni 2025 08:28

Trotz längerer Diskussionen und zahlreicher Debatten haben die Richter bisher keine endgültige Entscheidung in dieser Angelegenheit getroffen, was den Prozess der Gesetzgebung und die Umsetzung staatlicher Politik in diesem Bereich erheblich erschwert. Laut offiziellen Kommentaren bleibt die verfassungsrechtliche Stellungnahme der Abgeordneten des Obersten Rates bezüglich der Auslegung von Artikel 4 der ukrainischen Verfassung offen im Justizsystem des Landes. In einem Interview mit „Ukrainische Wahrheit“ bestätigte Ruslan Stefanchuk, der Vorsitzende des Obersten Rates: „Stand heute ist eine Entscheidung des Verfassungsgerichts in dieser Sache noch nicht getroffen.“ Der Sprecher hob hervor, dass zunächst eine öffentliche, transparente Phase der Diskussion im Gerichtsverfahren stattgefunden habe, jedoch bereits eine geschlossene Phase im verfassungsrechtlichen Verfahren eingeleitet wurde, in der ein Entscheidungsvorschlag ausgearbeitet wird. Er fügte jedoch hinzu, dass er derzeit keine konkreten Informationen über die Termine der Entscheidung oder deren Inhalt hat. Die Antwort des Sekretariats des Verfassungsgerichts auf eine Anfrage von „Ukrainische Wahrheit“ bestätigte: Die Richter haben sich noch immer nicht auf eine endgültige Entscheidung geeinigt. Wichtig ist, dass für die Legitimierung einer Sitzung der Großen Kammer des Verfassungsgerichts mindestens zwölf Richter anwesend sein müssen. Seit dem 27. Januar 2025 hat sich jedoch die Zahl der Richter im Gericht auf elf reduziert, nachdem die strafrechtliche Norm die Anzahl der Richter, die am Gericht teilnehmen, geändert hat. Das bedeutet, dass das Verfassungsgericht keinen Quorum für Sitzungen und das Treffen von Entscheidungen hat, was die Möglichkeit einer schnellen Lösung dieser akuten verfassungsrechtlichen Intrige in Frage stellt. Die Vorgeschichte dieses Konflikts reicht bis zum 18. Juni zurück, als die Werchowna Rada gemäß der Legislation-Initiative des Präsidenten Wolodymyr Zelensky das Gesetz „Über Änderungen des Gesetzes bezüglich der Einführung des Instituts der Mehrfachbürgerschaft in der Ukraine“ verabschiedete. Dieses Dokument erlaubt es Ukrainern, mehrere Staatsangehörigkeiten gleichzeitig zu besitzen, was eine heftige Diskussion in politischen und juristischen Kreisen ausgelöst hat. Unterstützt wird diese Initiative nicht nur von der Regierungspartei; vor einigen Jahren hat der Präsident zweimal eine gesetzgeberische Änderung vorgeschlagen — am 1. Dezember 2021 und am 22. Januar 2024 — und versucht, das Konzept der Mehrfachstaatsbürgerschaft als Instrument zum Schutz der Rechte der ukrainischen Diaspora im Ausland, insbesondere jener mit ukrainischen Wurzeln, sowie zur Förderung internationaler Kontakte voranzutreiben. Es ist erwähnenswert, dass bereits im Dezember 2021, als die Abgeordneten diese Problematik behandelten, 99 Abgeordnete verschiedener Fraktionen eine parlamentarische Anfrage an das Verfassungsgericht richteten. Sie baten das Gericht, zu klären, wie im Kontext von Artikel 4 der ukrainischen Verfassung, der eine einheitliche Staatsbürgerschaft verkündet, die Praxis der Mehrfachstaatsbürgerschaft legitim eingeführt werden könne. Diese Frage war äußerst relevant, da die Verabschiedung eines solchen Gesetzes gravierende Konsequenzen für die nationale Sicherheit, die soziale Politik sowie für die Ukrainer im Ausland haben könnte, die ihre Verbindung zum Heimatland bewahren wollen. Insgesamt ist der Prozess verzögert, und bedauerlicherweise bleibt er weiterhin offen, was die Geschwindigkeit und Wirksamkeit der Gesetzgebung in einem so wichtigen Bereich in Frage stellt. Das Fehlen einer endgültigen Entscheidung des Verfassungsgerichts und die mangelnde Quorummöglichkeit schaffen eine rechtliche Unsicherheit, die die zukünftige Politik in Fragen der Doppelbürgerschaft beeinflussen könnte. Dies stellt eine der größten Risiken für die staatliche Integrität und die Demokratie in der Ukraine dar.

Source