Die Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung äußert eine negative Haltung gegenüber der Führung der Vereinigten Staaten von Amerika, während die Ukrainer gegenüber gewöhnlichen Amerikanern weiterhin eher loyal und freundlich bleiben

Chas Pravdy - 12 Juni 2025 11:35

Laut den Ergebnissen einer kürzlich durchgeführten landesweiten soziologischen Untersuchung des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie (KIIS) haben derzeit etwa 63 % der Ukrainer eine positive Wahrnehmung der Vereinigten Staaten insgesamt, während 29 % diese negativ einschätzen. Während sich die Einstellung gegenüber der amerikanischen Regierung und ihrer Politik seit der Unabhängigkeit stark schwankte, verschlechtert sich im Jahr 2025 insbesondere die Meinung zur Politik Wiens im Hinblick auf die Ukraine erheblich. Laut der Umfrage zeigen über 90 % der Ukrainer Freundlichkeit und Vertrauen gegenüber gewöhnlichen Amerikanern, während sie gegenüber deren Führung eher kritisch eingestellt sind. So bewerten etwa 68 % der Befragten die Politik der US-Führung negativ, während nur 24 % sie positiv sehen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die vergleichsweise negative Wahrnehmung der US-Politik auf den besonderen historischen und politischen Erfahrungen der ukrainischen Bevölkerung sowie auf langfristige Studien im Bereich des gesellschaftspolitischen Klimas zurückzuführen ist. Die KIIS-Soziologen heben hervor, dass seit Februar 2025 eine deutliche Verschlechterung des Images der USA unter den Ukrainern festzustellen ist, was wahrscheinlich mit den Reaktionen Washingtons auf die Situation in der Ukraine, politischen Schritten und Äußerungen der amerikanischen Führung zusammenhängt, die nicht immer mit den Erwartungen der ukrainischen Gesellschaft übereinstimmen. Solche Einstellungen bergen die berechtigte Gefahr, bei den Ukrainern Launen zu fördern, die von „Antiamerikanismus“ bis hin zu Skepsis gegenüber den außenpolitischen Absichten der USA reichen. Gleichzeitig erinnern die Soziologen daran, dass selbst während aktiver Kampfhandlungen und der Aggression Russlands gegenüber der Ukraine, insbesondere nach der Annexion der Krim und dem Beginn des Krieges im Donbass, die Ukrainer eine moderatere Position gegenüber Russland einnahmen. Damals waren über 75 % der Bevölkerung negativ gegenüber der Führung Russlands eingestellt, gleichzeitig vertrauten jedoch bis zu 76 % der Menschen den russischen Zivilbürgern. Dies zeigt, dass die Haltung der Ukrainer nicht nur durch politische Ereignisse, sondern auch durch den Kontext und die Umstände geprägt wurde. Es wird angemerkt, dass die Verschlechterung der Haltung gegenüber den USA im Jahr 2025 bislang keinen universellen Antagonismus bedeutet, da die Einstellungen zu einzelnen Aspekten der Politik und zu einfachen Amerikanern ein vielfältiges Spektrum aufweisen. In diesem Zusammenhang betonen die Soziologen, dass die Umfrage im Zeitraum vom 15. Mai bis zum 3. Juni 2023 mittels telefonischer Interviews anhand einer Zufallsstichprobe von Mobilnummern durchgeführt wurde. An der Befragung nahmen über 2000 Personen ab 18 Jahren aus allen Regionen der unter ukrainischer Kontrolle stehenden Gebiete teil. Für die Untersuchung der Einstellungen zur Außenpolitik der USA und der EU hinsichtlich der Ukraine wurden etwa 500 Ukrainer befragt, während für die Analyse der allgemeinen Einstellungen mehr als 1000 Personen befragt wurden. Bewohner der besetzten Gebiete sowie Bürger, die nach Beginn des großflächigen Krieges am 24. Februar 2022 ins Ausland geflohen sind, waren nicht Teil der Stichprobe. Für eine Stichprobengröße von 1000 Befragten gilt eine methodische Fehlermarge von maximal 4,1 %, bei kleineren Stichproben bis zu 5,8 %. Angesichts des Kriegszustands und möglicher systematischer Abweichungen betonen die Soziologen, dass die gewonnenen Daten eine hohe Repräsentativität bewahren und eine vertiefte Analyse der gesellschaftlichen Einstellungen der Ukrainer zur außenpolitischen Lage sowie potenzieller Veränderungen in der Wahrnehmung globaler Akteure ermöglichen.

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