In Dnipro läuft der Prozess gegen einen ehemaligen Militärangehörigen, der aus russischer Gefangenschaft befreit wurde, mittlerweile jedoch im Status eines Angeklagten wegen Verbrechens nach ukrainischem Recht

Das Bezirksgericht Chechelivskyi der Stadt hat ein Verfahren gegen Anatolij Taranenko eröffnet, der laut offiziellen Ermittlungsangaben bereits 2021 auf die Seite des besetzenden Militärs übergelaufen sein soll, und im Mai 2025 im Rahmen eines groß angelegten Gefangenaustauschs nach Ukraine zurückgebracht wurde. Prozessakten zufolge wurde gegen Taranenko bereits am 29. Januar 2021 Anklage erhoben – einen Tag nachdem er offiziell auf die Seite des Gegners übergetreten war. Laut Informationen, die Journalisten von "Hromadske" vorliegen, führte der Mann seit Anfang 2021 intensive Kommunikation mit russischen Propagandisten. Zu dieser Zeit gab er mehrere Interviews, in denen er versicherte, nicht nach Ukraine zurückkehren zu wollen, und die ukrainischen Streitkräfte für die Beschießung von Donezk verantwortlich machte, um ein Bild eines prorussischen Sympathisanten "in seiner Sprache" zu vermitteln. Nach Februar 2021 verschwand Anatoils Gesicht aus dem öffentlichen Raum – er schien vom Radar verschwunden, doch seine Aktivitäten setzten sich fort. Seit Mai 2025 tauchte er jedoch wieder in seiner Heimatregion auf – diesmal im Status eines Soldaten, der aus russischer Gefangenschaft befreit worden war und im Rahmen eines Austauschs an die Ukraine zurückgebracht wurde. Zu diesem Zeitpunkt blieben die Details seiner kriminellen Akte zunächst geheim. Es stellte sich heraus, dass das Chechelivskyi Bezirksgericht in Dnipro bereits im Dezember 2024 die kriminalpolizeilichen Unterlagen, die zuvor im Wolnovasky-Raion gestoppt worden waren, wieder aufgenommen hatte – nachdem die Akten, die Taranenko betrafen, erneut gefunden und geprüft worden waren. Im Juni 2025 bestimmte das Gericht bereits ein Verhandlungsgremium, um die Sache in der Sache zu verhandeln. Die Anklage gegen Anatolij ist sehr ernst und basiert auf zwei Hauptartikeln des ukrainischen Strafgesetzbuchs. Ihm werden Diensteidetät (Artikel 408 Absatz 3 StGB) und Unterschlagung von Kriegsmaterial (Artikel 410 Absatz 3 StGB) vorgeworfen. Für diese Verbrechen droht ihm eine Haftstrafe von bis zu 12 Jahren. Zugleich beschloss das Chechelivskyi Bezirksgericht am 5. Juni, Taranenko aus der Haft zu entlassen – mit der Begründung, dass er bei der Verhandlung nicht anwesend war und ihm somit die Möglichkeit eingeräumt wurde, sich entweder unter Hausarrest oder eine andere alternative Maßnahme zu befinden. Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Staatsanwältin Irina Lenkevych bei einer Veranstaltung berichtete, dass der ehemalige Soldat nach dem Gefangenaustausch und seiner Rückkehr nach Ukraine eine Rehabilitationsbehandlung im Vinnytsia Militärkrankenhaus durchlaufe – eine gängige Praxis für Menschen, die nach längerer Gefangenschaft und Frontüberquerung nach Hause zurückkehren. Dies fügt eine weitere Dimension zu seinem Verfahren hinzu und löst in der ukrainischen Gesellschaft zahlreiche Fragen und Diskussionen über die Rechtmäßigkeit solcher Prozesse aus. Die Vorgeschichte dieses Falls ist eng mit einem groß angelegten Gefangenaustausch im Mai 2025 verbunden – bekannt als "1000 zu 1000" – der eine der größten Operationen dieser Art während des Krieges war. Taranenko soll zu denjenigen gehört haben, die von Russland im Rahmen dieses Austauschs an die Ukraine übergeben wurden. Sein Austausch spielte jedoch eine bedeutende Rolle in politischen und rechtlichen Debatten über die Komplexität und Lücken im System des Austauschs und der Rückführung von Soldaten und Zivilisten. Die ukrainischen Strafverfolgungsbehörden und Gerichte betonen, dass unabhängig von den Umständen seiner Befreiung aus der Gefangenschaft jede Person eine gesetzestreue und rechtliche Position eingenommen hat, und jede Verletzung ukrainischer Gesetze als Straftat betrachtet wird, die entsprechend bestraft werden muss. Dennoch beobachtet die Gesellschaft aufmerksam die Entwicklung des Falls und die Strafe, die Taranenko droht, da er scheinbar ein Symbol für die inneren Widersprüche in den Verfahren der Rückkehr und Vergebung ist und Fragen zum Verhältnis zwischen dem Status als Kriegsgefangener und dem Recht auf Gerechtigkeit aufwirft. Der Gerichtsprozess gegen Anatolij Taranenko ist noch im Gange, und sein endgültiges Urteil zieht Tag für Tag die Aufmerksamkeit nicht nur von Rechtsexperten, sondern auch von der breiten Öffentlichkeit auf sich, die auf eine objektive und gerechte Entscheidung hofft. Es ist bereits offensichtlich, dass dieser Fall nicht nur eine Abschlussmarke im Strafverfahren setzen wird, sondern auch eine Diskussion über Begriffe wie Verrat, Strafe und Gerechtigkeit im Krieg auslösen wird.