Ukrainer haben ihre Positionen hinsichtlich möglicher territorialer Kompromisse im Kontext des aktuellen Krieges und der Sicherheitsgarantien zum Ausdruck gebracht

Chas Pravdy - 10 Juni 2025 11:32

Die Antworten auf diese wichtigen Fragen wurden vom Soziologiedienst KMIS auf Grundlage einer groß angelegten Umfrage veröffentlicht, die vom 15. Mai bis 3. Juni 2025 durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigen eine tiefe politische und emotionale Unsicherheit der Bevölkerung bezüglich möglicher Zugeständnisse, während gleichzeitig erklärt wird, welche Kompromissmöglichkeiten die Ukrainer bereit sind zu erwägen und unter welchen Bedingungen. Laut Studie haben 43 % der Ukrainer ihre Zustimmung zur faktischen Besetzung einzelner Gebiete des Landes durch Russland ohne offizielle Anerkennung solcher Veränderungen geäußert. Sie sind der Meinung, dass, unter der Voraussetzung von Sicherheitsgarantien für die Ukraine, einige der besetzten Regionen unter Kontrolle Russlands bleiben könnten, ohne eine formale Zugehörigkeit zur RF zu erhalten. Dies, so meinen sie, könnte als temporärer Kompromiss dienen, der es ermöglicht, größere Konflikte zu vermeiden und eine „Übergangslösung“ zu stabilisieren. Gleichzeitig sind die Ukrainer energisch gegen eine offizielle Anerkennung der Besetzung oder die Übertragung aller derzeit von der Ukraine kontrollierten Gebiete an Russland. Laut Umfrage sind 68 % der Befragten kategorisch gegen eine offizielle Anerkennung beliebiger Regionen der Ukraine als Teil Russlands. Nur 24 % sind bereit, eine solche Möglichkeit zu erwägen, wobei hier nur einzelne besetzte Gebiete gemeint sind. Zugleich lehnt eine absolute Mehrheit der Ukrainer (78 %) Vorschläge ab, ukrainische Regionen, die unter ukrainischer Souveränität stehen, an Russland zu übertragen, und nur 15 % sind dazu bereit. Besonders interessant ist eine Aussage zur Form der Anerkennung und Interaktion mit der Besetzung, die die Realitäten berücksichtigen könnte. Die Umfrage ergab, dass unter allen möglichen Szenarien die de-facto-Anerkennung der russischen Kontrolle über einzelne Gebiete am meisten akzeptiert wird – ohne deren formale rechtliche Bestätigung. So sind 43 % der Ukrainer mit dieser Modellvariante einverstanden, während 48 % kategorisch ablehnen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Mehrheit der Befragten „territoriale Zugeständnisse“ im Sinne eines faktischen, temporären oder de-facto- Kontrollierens durch Russland eines Teils ukrainischer Gebiete versteht, ohne eine formale Anerkennung dieses Fakts. Das bedeutet, dass die Ukrainer solche Zugeständnisse als vorübergehenden Status quo betrachten, der keine rechtlichen Änderungen oder die Anerkennung Russlands als Herrscher über diese Regionen im völkerrechtlichen Kontext beinhaltet. Laut Angaben der Studienautoren erfolgte die Umfrage mittels telefonischer Interviews mit zufälliger Stichprobe von Mobiltelefonnummern aus allen von der ukrainischen Regierung kontrollierten Regionen. Insgesamt wurden 2004 Personen ab 18 Jahren befragt, was eine statistische Fehlertoleranz für eine solche Stichprobe von etwa 2,9 % bedeutet. Für bestimmte Fragen zu territorialen Zugeständnissen mit kleineren Gruppen steigt die Fehlerwahrscheinlichkeit auf bis zu 5,8 %. Im Kontext der derzeitigen Diskussionen über mögliche „territoriale Kompromisse“ lässt sich sagen, dass die Mehrheit der Ukrainer solche Szenarien eher als vorübergehende und faktische Vereinbarungen einschätzt, die die uneingeschränke Integrität und Souveränität des Landes nicht ersetzen sollten. Gleichzeitig zeigt die Studie eine gewisse Flexibilität der Bürger bei der Betrachtung von Kompromissen, sofern diese Sicherheitsgarantien und strategische Absicherungen für die Ukraine einschließen. Sie sind auch bereit, Varianten wie „Anerkennung der Kontrolle Russlands über Gebiete ohne rechtliche Anerkennung“ zu diskutieren, was auf den Versuch hindeutet, einen Mittelweg zwischen diplomatischer Lösungssuche und dem Erhalt der territorialen Integrität der Ukraine zu finden. Abschließend zusammenfassend konstatieren die Autoren der Studie, dass jede Szenarien, die auf einer Zustimmung zur offiziellen Anerkennung Russlands oder ihrer Kontrolle über ukrainische Gebiete basieren, derzeit wenig Unterstützung in der ukrainischen Bevölkerung findet. Gleichzeitig gibt es eine breite Bereitschaft für flexible, vorübergehende Kompromisse, die den strategischen Interessen und Sicherheitsgarantien der Ukraine nicht widersprechen. Dies eröffnet die Möglichkeit, einen Weg zu einem Konsens zu finden, der die Realitäten des Krieges sowie die innenpolitischen Gegebenheiten berücksichtigt. Die Studie wurde in einer Phase intensiver politischer und gesellschaftlicher Diskussionen in der Ukraine durchgeführt, und ihre Ergebnisse zeigen, dass die ukrainische Bevölkerung in Bezug auf endgültige Entscheidungen gespalten bleibt, jedoch die Bedeutung der Wahrung der strategischen Integrität und Sicherheit des Landes betont.

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