Der ungarische Premierminister Viktor Orbán hat erneut seine wertvolle und sehr widersprüchliche Meinung über die Perspektiven des EU-Beitritts der Ukraine und über die langfristige russisch-ukrainische Krise geäußert, was zunehmend Diskussionen über die inneren politischen Richtungen der Regierung in Budapest hervorruft

Chas Pravdy - 09 Juni 2025 13:53

Seine Aussage, die er in einem Interview mit dem französischen Fernsehsender LCI machte, wirft immer wieder neue Fragen zur Position Ungarns im Kontext der europäischer Integrationsprozesse und zur Sicherheitssituation rund um unser Land auf. Viktor Orbán betonte erneut, dass die Aussicht auf den EU-Beitritt der Ukraine „überhaupt keine Zukunft hat“ für unser Land aufgrund seiner Unfähigkeit, vollwertiges Mitglied der NATO zu werden. Laut ihm bedroht diese Umstände eine Vertiefung der Sicherheitsprobleme und eine potenzielle Eskalation des Konflikts mit Russland. „Wenn die Ukraine der Allianz beitritt, würde das sofort einen Krieg zwischen der NATO und Russland bedeuten – und das ist für uns, die Ukrainer und den gesamten Kontinent, absolut inakzeptabel“, erklärte Orbán und wiederholte seine konsequente Position, dass die NATO nur nach der EU-Mitgliedschaft der Ukraine in den Sicherheitsprozess eingebunden werden sollte. Das, so seine Ansicht, würde eine „Reihe von Sicherheitsmaßnahmen“ und Stabilität für Aktivisten und Medien garantieren, während die Idee einer schnellen und sicheren Erweiterung der EU untergraben würde. Der ungarische Premier wiederholte, dass er den Beitritt der Ukraine zur EU als „wirtschaftliche Katastrophe“ für die EU ansieht, und fügte hinzu, dass dieser Schritt aus Sicherheitssicht zu riskant sei, da er den Weg für eine Eskalation des Konflikts mit Russland öffnen würde. Seiner Ansicht nach zeigt die Geschichte, dass die Zugehörigkeit von Ländern zu Militärbündnissen, insbesondere solchen, die an Russland grenzen, eine gewisse Logik hat: Zuerst sollten sie NATO-Mitglieder – Garant der Sicherheit – werden, und erst danach die Chance erhalten, Teil der europäischen Gemeinschaft zu werden. „Alle Länder Mitteleuropas gingen diesen Weg. Zuerst wurden sie in die NATO aufgenommen, um Schutz und Sicherheit zu gewährleisten, und erst danach in die EU. Jetzt ist ein solches Szenario jedoch unmöglich“, versicherte Orbán und fügte hinzu, dass „der Beitritt der Ukraine zur NATO sofort zu einem Konflikt mit Russland führen würde, weil dies eine direkte Einmischung in einen militärischen Konflikt wäre.“ In seinem ruhigen Ton lag die Betonung auf dem Erhalt der Stabilität in der Region und der Verhinderung einer militärischen Eskalation, die nach seiner Auffassung katastrophale Folgen für Europa insgesamt hätte. Gleichzeitig wies er auf die Frage eines Journalisten, ob das Verständnis der ukrainischen Situation ein Ausdruck von Angst vor Russland sei, ausdrücklich darauf hin, dass in Ungarn „die Geschichte der Ukraine besser verstanden wird als in Frankreich.“ Dann erinnerte er an seine eigene Erfahrung, indem er auf die Geschichte des Landes und mit ihr verbundene tragische Ereignisse verwies: „In unserer Geschichte gab es auch eine Besetzung, und wir verstehen die Ukrainer“, sagte er. Doch unterstrich er die Notwendigkeit, Verständnis zu zeigen, und fügte hinzu, dass „Russland nicht geliebt werden muss, aber man mit ihm Absprachen treffen sollte.“ Nach seiner Meinung ist „Russland Realität“, die in strategische Pläne einbezogen werden muss, auch wenn seine Handlungen nicht gefallen. Der Versuch eines Journalisten, zu verstehen, ob dieser Ansatz Ausdruck einer Angst vor Russland ist, wurde von Orbán kategorisch abgelehnt: „Nein, das ist das Gegenteil. Russland versteht nur die Sprache der Macht.“ Er betonte, dass Europa stark sein muss und Verhandlungen aus einer Position der Stärke führen sollte. Nach seinen Worten ist Europa derzeit zu schwach, und deshalb brauche es die USA zur Unterstützung und zum Schutz. „Wir brauchen eine strategische Verständigung mit Russland, aber nur eine starke Europäische Union könnte diese schließen“, erklärte er und betonte erneut die Bedeutung, eigene Positionen zu stärken. Diese Haltung Orbáns löst in politischen Kreisen und bei Analysten viele widersprüchliche Reaktionen aus. Denn er vertritt erneut die Idee der „hybriden Politik“, die zugleich die Pflege guter Nachbarschaftsbeziehungen zu Moskau und den Schutz der Interessen der EU anstrebt. Gleichzeitig bestehen die Führer der Ukraine und viele europäische Partner auf der Überzeugung, dass die unmittelbare Perspektive eines EU- und NATO-Beitritts der Ukraine für unsere Sicherheit entscheidend ist und regionale Stabilität gewährleisten würde. Die ausdrucksstarken Worte Orbáns verdeutlichen erneut, wie wichtig die Innen- und Außenpolitik Ungarns im Kontext der europäische Integrationsprozesse und der globalen Sicherheit bleibt. Gleichzeitig wächst die Besorgnis in der Welt, dass die Politik Ungarns die Einheit und Geschwindigkeit der Bewegung auf dem Weg zu gemeinsamer europäischer Sicherheit und Wohlstand behindern könnte. Die offene Frage lautet: Wird es Europa und seinen Verbündeten gelingen, die ukrainische Integration zu unterstützen und gleichzeitig die Interessen der Länder zu berücksichtigen, die — ähnlich wie Ungarn — eine vorsichtigere Haltung gegenüber Russland und der Sicherheit in Europa einnehmen?

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