Russland beschuldigte die Ukraine, die Pläne für den Austausch von Kriegsgefangenen zu vereiteln, während die ukrainische Seite diese Aussagen widerlegt und ihre Bereitschaft sowie weitere Schritte in diese Richtung betont
Der Informationskrieg um die Rückführung von Kriegsgefangenen ist besonders angespannt und hat bereits eine Reihe von Spekulationen und gegenseitigen Beschuldigungen ausgelöst. Laut einer offiziellen Erklärung der russischen Seite beschuldigte der Kreml die Ukraine, dass sie angeblich die für das Wochenende geplanten Maßnahmen zum Austausch von Kriegsgefangenen sowie zur Rückführung der Leichen verschoben habe. Ein nahes Quelle im Koordinationsstab für die Behandlung von Kriegsgefangenen dementierte diese Informationen und betonte, dass die ukrainische Seite die in Istanbul vereinbarten Abmachungen einhalte und die entsprechenden Listen übergeben habe. Das Ministerium erinnerte daran, dass die ukrainischen Delegationen die Austauschlisten entsprechend den in der türkischen Hauptstadt abgestimmten Kategorien erstellt hätten — schwer Verletzte und Kranke, Teilnehmer der „alle gegen alle“-Formel sowie junge Soldaten im Alter von 18 bis 25 Jahren. Die russische Seite legte jedoch eigene Listen vor, die nicht mit den Absprachen übereinstimmten, was zusätzliche Fragen und Spannungen hervorrief. Die ukrainische Seite gab bereits offizielle Kommentare ab und erklärte, dass sie auf die weitere Entwicklung der Ereignisse und konkrete Schritte Russlands warten werde. Ein starker Akzent in der Erklärung des Koordinationsstabs lag darauf, dass die Vereinbarung zur Rückführung der Leichen erzielt worden sei, das Datum jedoch noch abgestimmt werde. „Stattdessen hat die russische Seite einseitige Maßnahmen ergriffen, die nicht vereinbart wurden“, heißt es in der Stellungnahme. Der Hintergrund dieses Streits begann am 7. Juni, als der russische Vertreter Wladimir Medinskij eine laute Erklärung abgab, dass die Ukraine angeblich den Austausch von Kriegsgefangenen verschoben habe. Laut ihm befand sich die erste Gruppe mit über tausend Leichen (1212), die in Kühltransportern in die Austauschregion gebracht wurden, bereits dort. Zudem wurde eine Liste mit 640 ukrainischen Kriegsgefangenen übergeben, die den vereinbarten Kategorien entsprachen. Gleichzeitig beschuldigte der russische Diplomat die ukrainische Seite, das Datum unerwartet verschoben und die Leichen auf unbestimmte Zeit übergeben zu haben. Er behauptete, dass die ukrainische Delegation angeblich nicht zum Austauschtermin eingetroffen sei. Bereits am 6. Juni hatten russische Vertreter Informationen über den Beginn von Rückführungsmaßnahmen verbreitet, doch diese wurden schnell von der ukrainischen Seite widerlegt. Berichte aus dem Kreml warfen Kiew vor, die Leichen ihrer Bürger nicht abzuholen, was eine weitere Spannungswelle auslöste. Der Koordinationsstab betonte, dass Russland auf eine fragile und sensible Thematik spekuliere, während die Vorbereitungen zum Austausch gemäß den vorherigen Absprachen fortgesetzt werden. Der diplomatische Austausch begann bereits am 2. Juni in Istanbul, wo sich die Ukraine und Russland auf die Rückführung von 6000 Leichen getöteter Kämpfer von jeder Seite einigten — „6000 zu 6000“. Dies war eines der wichtigsten Punkte der Vereinbarungen und basierte auf der Formel „alle gegen alle“. Die Parteien einigten sich zudem auf den Austausch schwer Verletzter und junger Soldaten auf beiden Seiten. Präsident Wladimir Zelensky berichtete damals über zwei geplante Austauschphasen, von denen eine bereits an den Wochenenden stattfinden und etwa 500 ukrainische Soldaten freilassen sollte. Die Ereignisse der letzten Tage zeugen jedoch von der Komplexität und Sensibilität dieses Prozesses, was auf den Versuch jeder Seite hindeutet, ihn entweder zu verzögern oder zu erschweren, während gegenseitig Vorwürfe hinsichtlich des Missbrauchs von Informationen gemacht werden. Das Thema bleibt eine zentrale Frage im Kontext außenpolitischer und humanitärer Bemühungen, die Soldaten und die Leichen zurück nach Hause bringen sollen — ein Prozess, der einer der schwierigsten im ukrainisch-russischen Konflikt ist.