Kurz vor dem NATO-Gipfel in Den Haag wächst die Unsicherheit bezüglich der Formulierungen, die in den Abschlusstexten verwendet werden, um die Rolle der Ukraine und Russlands zu bewerten

Chas Pravdy - 05 Juni 2025 12:06

Quellen zufolge bleiben die Fragen der Erwähnungen der Ukraine und Russlands offen für Diskussionen, und es sind derzeit noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen worden. Es ist wichtig anzumerken, dass geplant ist, auf dem zukünftigen Gipfel ein kurzes und prägnantes Abschlussdokument zu verabschieden — höchstens fünf Punkte, was sich deutlich von den umfangreichen Erklärungen unterscheidet, die in den Vorjahren verabschiedet wurden. Dieses kurze Format liegt in gewissem Maße hinter den Umfang der früheren Jahresdekrete zurück, kann aber gleichzeitig für die Ukraine vorteilhaft sein. Möglicherweise ermöglicht genau dieses kompromissbereite Format, den diplomatischen Status Kiews zu bewahren, ohne formale Abstriche in den Beziehungen zu den Verbündeten zuzulassen. Wie die „European Pravda“ herausgefunden hat, ist einer der Hauptgründe für diese Neuerung die politische Lage in den USA. Angesichts des innenpolitischen Kontexts und der Ansichten des ehemaligen Präsidenten Donald Trump, der offen seine Bereitschaft äußerte, den Beitritt der Ukraine zu NATO zu blockieren, ist eine Einigung auf ambitionierte Formulierungen zum NATO-Beitritt Kiews derzeit praktisch unmöglich. Im Washingtoner Erklärung von 2023 wurde die Orientierung auf „Unwiderruflichkeit“ des Weges der Ukraine in die Nordatlantische Allianz festgeschrieben — eine Position, die auch von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bestätigt wurde, der erklärte, dass die entsprechende Entscheidung „gültig bleibt“. Gleichzeitig ergibt die strengere oder zurückhaltendere Formulierung in den neuen Dokumenten im Zusammenhang mit geringeren Ambitionen auch Sinn, da eine Abschwächung der Sprache zum Beitritt als Rückschritt in der Diplomatie wahrgenommen werden könnte. Daher ist eine Konkretisierung der Frage des NATO-Beitritts der Ukraine im vorbereiteten Abschlussdokument durchaus möglich — wahrscheinlich wird es eher um Unterstützung bei der Finanzierung von Hilfe und Waffen gehen, was im Zusammenhang mit der russischen Aggression auch die finanziellen Verpflichtungen der Verbündeten betreffen könnte, anstatt um eine offizielle Mitgliedschaft. Gleichzeitig wird das Dokument wahrscheinlich Russland nicht außer Acht lassen, da dieses Land nach wie vor die größte Bedrohung und ein entscheidender Faktor bei der NATO- Verteidigungspolitik bleibt. Was die Beteiligung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj betrifft, so gibt es dazu noch mehr Unsicherheiten. Derzeit ist bekannt, dass die Ukraine nur zum ersten Tag des Gipfels eingeladen wurde — zur offiziellen Abendveranstaltung, die wahrscheinlich eher eine symbolische Formalität ist. Ob es ein separates Treffen zwischen Selenskyj und Trump geben wird oder andere bilaterale Kontakte — diese Frage bleibt offen. Außerdem stellt sich die Frage nach der Rolle anderer Partner, insbesondere asiatischer Länder, die ebenfalls zu den Veranstaltungen in Den Haag eingeladen wurden. Ein weiteres aktuelles Thema betrifft die Erhöhung der Verteidigungsausgaben der NATO-Mitgliedsstaaten. Nach vorläufigen Daten bereiten sich die Verbündetenführer auf eine Entscheidung vor, diese Ausgaben auf 5 % des BIP anzuheben, wobei ein Teil der Mittel direkt der Unterstützung der Ukraine und ihrer Verteidigungsfähigkeit zugutekommen könnte. Es ist geplant, den neuen Zielwert in zwei Teile zu gliedern: 3,5 % für die Ausrüstung und militärische Bedürfnisse der ukrainischen Streitkräfte sowie noch 1,5 % für breit angelegte Sicherheits- und Infrastrukturprojekte, die eine stärkere Integration in die militärischen und verteidigungspolitischen Strukturen der NATO ermöglichen sollen. Einige Länder, darunter besonders Kanada und Luxemburg, könnten diese Hilfe im Rahmen der Erfüllung ihrer neuen Verpflichtungen zur Anhebung der Ausgaben auf 5 % des BIP nutzen. Dies schafft zusätzliche Möglichkeiten, die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine zu unterstützen und zu stärken, indem ihr nicht nur materielle Mittel, sondern auch ein politisches Signal der Einheit und Entschlossenheit der NATO im Angesicht der russischen Aggression übertragen werden. Weitere Details zur Vorbereitung des Gipfels in Den Haag und möglichen Kompromissen, insbesondere hinsichtlich der Teilnahme der Ukraine und der Formulierungen gegenüber Russland, lesen Sie im „EuroPravda“-Artikel: „Kompromiss mit Trump. Was der NATO-Gipfel in Den Haag für die Ukraine und die Verbündeten bereithält.“

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