Journalisten und Freiwillige haben detaillierte Daten über das Ausmaß der Verluste russischer Militärangehöriger während des Krieges gegen die Ukraine veröffentlicht und die Identität von über 110
000 Todesopfern aus Russland festgelegt. Dieses Phänomen wird besonders deutlich durch die erheblichen regionalen Unterschiede, die den sozio-ökonomischen und demografischen Kontext des Landes widerspiegeln. Es wurde festgestellt, dass die höchsten Todeszahlen unter den Bewohnern Gebiete mit niedrigem Wohlstandsniveau verzeichnet wurden, insbesondere in den Regionen Sibirien wie Tuwa, Burjatien und der Republik Altai. Laut Recherchen, die gemeinsam von BBC und der russischen Ausgabe "Mediazona" durchgeführt wurden, lag die Zahl der Toten in diesen Regionen bei etwa 120, 91 und 89 Personen pro 10.000 Männer. Im Gegensatz dazu war dieser Wert in Moskau um ein Vielfaches niedriger — nur drei Tote pro 10.000 Männer. Solch eine Differenz wird von Demografen wesentlich durch soziale Ungleichheit und wirtschaftliche Ungerechtigkeit erklärt: In armen Regionen fungiert das Militär oft nicht nur als Verteidigungsstruktur, sondern auch als Hauptsozialaufstiegschance, die vorübergehend die Möglichkeit bietet, Einkommen zu erzielen oder Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Die Details der Untersuchungen zeigen, dass unter den Toten in Tuwa und Burjatien ein erheblicher Anteil Freiwillige sind, die nach 2022 Verträge unterschrieben haben, oder verurteilte Personen sowie Rekruten in privaten Militärfirmen. So sind in Tuwa fast 25 % der Verstorbenen verurteilte Personen oder Personen, die unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit in militärische Formationen auf Vertragsbasis eingereiht wurden. Weitere ein Drittel sind Berufssoldaten, von denen mehr als die Hälfte Freiwillige sind. Im Altai sind 47 % Freiwillige, die sich bereits nach Kriegsbeginn der Armee angeschlossen haben, wohingegen dieser Anteil in Burjatien bei 34 % liegt. Zudem wurde jeder fünfte Tote in der Region mobilisiert, was doppelt so hoch ist wie der landesweite Durchschnitt. Parallel dazu zeigt sich in Moskau eine andere Situation – dort sind die meisten Todesopfer Berufssoldaten oder Freiwillige. So sind unter den Verstorbenen 10 % verurteilte Personen, 26 % Freiwillige und 15 % Mobilisierte. Gleichzeitig wird in Regionen mit hoher Armut und niedrigen sozialen Standards die Militärdienst als Chance gesehen, der Armut zu entkommen oder sich unter schwierigen Bedingungen zu finden. Gleichzeitig warnen Wissenschaftler, dass die tatsächliche Opferzahl die offiziellen Zahlen erheblich übersteigt, da die Mehrheit der Leichen aufgrund der Gefahr durch Drohnen und ständiger Beschießungen auf dem Schlachtfeld verbleibt. Schätzungen basieren auf der Analyse von Nachrufen, Familienberichten, Archivfotos und lokalen Medien, wonach die Zahl der russischen Todesopfer zwischen 170.000 und über 240.000 Personen liegt. Wenn man die Verluste pro-russischer Separatisten aus "DNR" und "LNR" mit 21.000 bis 23.000 zusätzlich berücksichtigt, kann die Gesamtzahl der Opfer auf dem pro-russischen Konfliktfeld zwischen 191.000 und 269.000 liegen. Gleichzeitig betonen Forscher, dass solche Schätzungen auf offenen Quellen basieren — auf Berichten regionaler Führer, lokaler Verwaltungen, Medien sowie Zeugenaussagen und Fotos von Begräbnissen. Offizielle Daten sind unvollständig, und die tatsächlichen Verluste könnten laut verschiedenen Einschätzungen deutlich höher sein. Das bestätigt die Tatsache, dass ein Teil der Leichen auf dem Schlachtfeld verbleibt, was die Identifizierung und Dokumentation erschwert. Besonders wichtig ist die soziale und geografische Verteilung der Verluste: Die am stärksten betroffenen Regionen, inklusive Fördergebiete, verzeichnen die höchsten Kampfverluste, während in Zentralrussland mit hohem Einkommensniveau die Opferzahl deutlich niedriger ist. Wissenschaftler und Analysten betonen, dass der entscheidende Faktor hier nicht die ethnische Zugehörigkeit ist, sondern der sozio-ökonomische Status der Regionen. Das bewusste Regierungshandeln bezüglich der Mobilisierung ethnischer Minderheiten spielt keine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der Todeszahlen, so Demografen. In mehrethnischen Regionen wie Tatarstan, Dagestan oder Baschkortostan ist das Verlustniveau zwei- bis dreimal niedriger als in weniger wohlhabenden Regionen. Dies zeigt erneut, dass die Verbreitung des Krieges und seine Opfer vor allem durch soziale Faktoren und nicht durch ethnische Merkmale bestimmt werden. Insgesamt spiegeln Berichte über die Verluste eine tiefe Krise in der sozialen Struktur Russlands wider, in der der Krieg zum Katalysator für die Zerstörung traditioneller Institutionen wurde und eine Bedrohung für nachhaltige Entwicklung darstellt. Die auf offenen Quellen basierenden erfassten Verluste erlauben einen Einblick in das Ausmaß der Zerstörung, das die Regionen in den ärmsten und am stärksten benachteiligten Teilen des Landes getroffen hat. Nach unabhängigen Studien könnte die tatsächliche Opferzahl fast ein Drittel oder sogar die Hälfte der offiziellen Zahlen ausmachen, was auf eine erhebliche Unvollständigkeit der offiziellen Militärverluststatistik hinweist.