Der Economist warnt: Die Aussicht auf größere russische Angriffe mit Tausenden von Angriffsdrohnen wird immer realistischer

Chas Pravdy - 25 Mai 2025 22:59

Die britische angesehene Zeitschrift The Economist hat eine überraschende Warnung hinsichtlich des zukünftigen Konflikts in der Ukraine ausgesprochen und die Wahrscheinlichkeit dargestellt, dass Moskau bald groß angelegte Angriffe mit bis zu tausend Angriffsdrohnen einsetzen könnte. Dies könnte den Kriegsverlauf grundlegend verändern und die ukrainische Verteidigung vor neue Herausforderungen stellen. Nach beunruhigenden Informationen produzieren die russischen Streitkräfte derzeit rund 300 Angriffsdrohnen „Shahed“ pro Monat — doch bereits innerhalb weniger Tage haben die aktuellen Produktions- und Einsatzraten diese Zahl erreicht. Am 25. Mai wurden während einer Nacht nur 298 Luftziele registriert, was laut Experten vermutlich ein Rekord ist. Das deutet darauf hin, dass Moskau eine neue Phase im toxischen Drohnenkrieg eingeläutet hat, mit Plänen, die Produktion auf erstaunliche Größen zu steigern. Das Magazin beruft sich auf interne ukrainische Quellen, darunter Vertreter der Verteidigungsindustrie, die behaupten, dass im Kreml momentan etwa 300 Angriffsdrohnen „Shahed“ pro Monat hergestellt werden — und die aktuellen Lieferkapazitäten für die Truppen in weniger als drei Tagen dieses Niveau erreichen. Zudem planen die ukrainischen Geheimdienste laut Informationen, die tägliche Produktion von Drohnen auf bis zu 500 Stück zu erhöhen. Es besteht Grund zur Befürchtung, dass irgendwann eine ganze Armada von Tausenden von Drohnen – Schwärme – in der Lage sein wird, großflächige Angriffe auf Schlüsselziele durchzuführen. Ukrainische Ingenieure, die die Drohnen des Feindes analysieren und deren Abwehr entwickeln, berichten, dass moderne Modelle technologisch deutlich fortschrittlicher sind als ihre Vorgänger. Im Gegensatz zu älteren Systemen wurden GPS-abhängige Navigationsmechanismen weitgehend durch künstliche Intelligenz ersetzt, da diese leicht durch spezielle elektronische Gegenmaßnahmen gestört werden können. Stattdessen werden die neuen Drohnen von KI gesteuert, nutzen eigene Internet-Netzwerke — sowohl das ukrainische Mobilfunknetz als auch Breitband-Internet — und können über den populären Messenger Telegram kontrolliert werden. Diese Drohnen sind in der Lage, Echtzeitdaten, Videos und Befehle von Operatoren zu empfangen, was ihre Abfangbarkeit deutlich erschwert. Berichten zufolge haben ukrainische Spezialisten interne Dokumente in den bösartigen Geräten entdeckt. So enthielt eine Drohne eine Notiz, in der stand, dass sie über einen Bot in Telegram gesteuert wird, welcher mithilfe künstlicher Intelligenz Daten zum Flug und Videoaufnahmen in Echtzeit an die Bediener sendet. Dies bestätigt die Einschätzungen von Experten, dass die feindlichen Systeme technologisch hochentwickelt sind und mobile Einheiten mit billigem Waffenzubehör bereits der Vergangenheit angehören. Auf der aktuellen Ebene agieren russische Drohnen anders als früher. Sie manövrieren nahezu wie Flugzeuge — starten niedrig, um Radarerkennung zu vermeiden, und steigen dann, wenn sie sich den Zielen nähern, abrupt auf Höhen über 2000 Meter auf — genau dort sind sie am besten sichtbar und können neutralisiert werden. Das berichtet Oberst Denis Smažny, Kommandant einer Luftverteidigungseinheit. Die ukrainischen Streitkräfte verfügen bereits über moderne Mittel zur Abwehr dieser Drohnen: Hubschrauber, F-16-Kämpfer und unbemannte Interzeptoren, darunter auch westliche Entwicklungen. Diese beginnen bereits, Erfolge zu zeigen, indem sie einen Teil der feindlichen Ziele zerstören. Die vertikale Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Luftverteidigung hat ihre Vorteile: Laut einem hohen Offizier können Kiew und die umliegenden Gebiete bis zu 95 % der russischen Drohnenstarts zerstören. Doch verbleiben auch solche, die durchbrechen, und nach Einschätzungen des Militärs können sie erheblichen Schaden anrichten. Das unterstreicht die Ernsthaftigkeit der Problematik und die Herausforderungen, vor denen die ukrainische Verteidigung steht. Ein weiteres wichtiges Thema sind die Raketenabwehrsysteme. Im Westen, insbesondere in den USA, sind die Patriot-Systeme das effektivste Mittel gegen feindliche ballistische Raketen. Derzeit besitzt die Ukraine mindestens acht Batterien dieses Systems, doch diese sind nicht fehlerfrei: Einige sind reparaturbedürftig. Insgesamt besteht laut Militärfachleuten das Problem in einem Mangel an Systemen und den hohen Anforderungen bei der Abwehr komplexer Ziele. Das Raketenkontingent PAC-3, das von Lockheed Martin produziert wird, wird kontinuierlich aufgestockt — auf rund 650 Raketen pro Jahr —, was jedoch noch hinter der russischen Produktion ballistischer Raketen zurückbleibt. Experten schätzen, dass für eine effektive Abwehr russischer ballistischer Raketenschläge die Ukraine vermutlich zwei Raketen pro Ziel einsetzen muss. Das stellt zusätzliche Herausforderungen dar und macht die Entwicklung einer umfassenden Strategie notwendig, die Verteidigung, Gegenangriffe und Abschreckung vereint. Sicherheitsexperten warnen, dass technologische Überlegenheit allein keinen Sieg garantiert — die Ukraine muss flexibel bleiben und strategisch auf die immer komplexeren feindlichen Angriffe vorbereitet sein. Die Situation erfordert daher eine verstärkte Anstrengung seitens der ukrainischen Streitkräfte und Diplomaten. Große Drohnenangriffe sind kein hypothetisches Szenario, sondern eine reale Bedrohung, auf die man sich bereits heute vorbereiten muss. Die Bemühungen sollten auf die Modernisierung der Verteidigungssysteme, die Entwicklung integrierter Taktiken und die internationale Zusammenarbeit ausgerichtet werden, um das Risiko katastrophaler Folgen zu minimieren und die Souveränität und Sicherheit des Landes zu bewahren.

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