Nach den Ergebnissen einer Untersuchung des renommierten britischen Mediums Politico konnte das deutsche Technologielabor Kontron, das sowohl in der Europäischen Union als auch im Vereinigten Königreich und in den Vereinigten Staaten tätig ist, Technologien nach Russland liefern

Chas Pravdy - 23 Mai 2025 18:52

Dies geschah trotz der westlichen Sanktionen, die darauf abzielen, den Kreml vom Zugang zu kritischer militärischer und Telekommunikationsinfrastruktur abzuhalten. Dies sorgt bei Experten und Politikern für erhebliches Aufsehen, da Verstöße gegen Sanknormen die Wirksamkeit der internationalen Maßnahmen zur Eindämmung der russischen Militärmaschinerie in Frage stellen. Laut den von Politico durch offene Quellen bestätigten Informationen nutzte Kontron eine Scheinfirma über seine slowenische Tochtergesellschaft, um den Export von Hochtechnologieprodukten und -technologien durchzuführen, die als Dual-Use-Technologien klassifiziert sind — also solche, die sowohl in zivilen als auch in militärischen Bereichen eingesetzt werden können. Ende 2023 wurden vermutlich unbegrenzt Technologien im Wert von über 3,5 Millionen Euro durch diese Struktur an die russische Tochtergesellschaft Iskra Technologies geliefert. Vertreter von Kontron betonten, dass diese Aktivitäten im Rahmen bereits erteilter Beschränkungen und Genehmigungen erfolgten, die von den entsprechenden Regierungsstellen ausgestellt wurden, und dass die gesamte Lieferung Teil bestehender Verträge war, die die geltenden Gesetze nicht verletzten. Nach offiziellen Angaben des Unternehmens pausierte Kontron seit Inkrafttreten des neuen EU-Sanktionspakets am 23. Juni 2023 und insbesondere nach dem elften Sanktionsrund im Juni angeblich alle neuen Lieferungen nach Russland. Das Unternehmen konzentriere sich nur auf die Erfüllung bereits bestehender und bei den Behörden registrierter Exporte, was jedoch Misstrauen weckt. Denn zentrale Komponenten der exportierten Technologien, wie das SI3000-Set, sind in der Lage, den Datenverkehr in Kommunikationsnetzen zu überwachen und abzufangen. Diese Technologien sind strategisch bedeutsam für die russischen Streitkräfte und Geheimdienste. Derzeit liegen keine offiziellen Mitteilungen seitens der Europäischen Kommission oder des deutschen Zolls über Untersuchungen zu illegalen Lieferungen vor. Dennoch werfen öffentlich zugängliche Daten Fragen hinsichtlich der Fähigkeit Russlands auf, Sanktionsmaßnahmen zu umgehen und wichtige Technologien zu erwerben, die zur Modernisierung des Militärpotenzials genutzt werden könnten, beispielsweise in den Bereichen Überwachungssysteme, elektronische Kriegsführung und Telekommunikation. Einige Experten und Politiker sehen in dieser Situation die Notwendigkeit, die internationalen Sanktionsregime zu verstärken und zusätzliche Kontrollinstrumente für den Warenverkehr mit Hochtechnologie zu entwickeln. Der Bundestagsabgeordnete der CDU, Roderich Kiesewetter, ein ehemaliger NATO-Sicherheitsexperte, kommentierte gegenüber den Journalisten: „Der eingeschränkte Zugang zu westlichen Technologien beeinträchtigt die Verteidigungsfähigkeit Russlands erheblich. Dennoch sucht das Land weiterhin Wege, Sanktionen zu umgehen, etwa durch die Bildung falscher Lieferketten und die Nutzung von Offshore-Firmen und Briefkastenfirmen. Dies destabilisiert die internationalen Bemühungen, Moskaus militärische Fähigkeiten zu beschränken, und erhöht das Risiko einer Eskalation des Konflikts.“ Auch auf dem russischen Markt sind Veränderungen sichtbar. Frühere Berichte deuten darauf hin, dass Kontron nach Kriegsbeginn seine Investitionen in die russische Niederlassung deutlich reduzierte, die Mitarbeiterzahl von fast 600 auf 240 verringert hat. Dennoch blieb die Präsenz durch die Tochtergesellschaft Iskra Technologies bestehen, die laut Sanktioneneinträgen im Dezember 2024 durch die EU beschränkt wurde — wobei jedoch die Kontrolle seitens Kontron weiterhin vollständig besteht. In diesem Zusammenhang sind Ermittlungen und Gerichtsverfahren nicht nur in Deutschland, sondern auch international im Gange. In Polen wurden bereits mehrere Personen wegen der Missachtung der Sanktionen gegen Russland und Weißrussland festgenommen, was die Ernsthaftigkeit der Lage unterstreicht und die Notwendigkeit verschärfter Verantwortlichkeit aufzeigt. Insgesamt hebt dieser Fall ein zentrales Problem hervor: Selbst in Zeiten maximaler internationaler Isolierung und Beschränkungen findet Russland Wege, um hochentwickelte Technologien zu beschaffen. Dies wirft Zweifel an der Wirksamkeit der Sanktionstools auf und erfordert eine Überarbeitung der Strategien zu deren Anwendung. Zudem zeigt es das enorme Problem auf, die Lieferketten in einer zunehmend globalisierten Welt zu kontrollieren, und macht die Entwicklung von Mechanismen notwendig, um zu verhindern, dass strategisch wichtige Technologien in die falschen Hände gelangen.

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