Ukraine besteht darauf, die Sanktionspolitik der Europäischen Union gegenüber Russland zu verschärfen, während die Vereinigten Staaten Unentschlossenheit zeigen, was bei Kiew und den Partnern aus der Europäischen Union Besorgnis hervorruft

Chas Pravdy - 22 Mai 2025 03:55

Laut Reuters plant die ukrainische Regierung, sich nächste Woche offiziell an die Europäische Union zu wenden und Vorschläge für die Einführung groß angelegter und radikaler Maßnahmen zur Isolierung Russlands auf internationaler Ebene in Wirtschafts- und Finanzbereichen zu unterbreiten. Laut Quellen beabsichtigen ukrainische Diplomaten, den sogenannten „Weißbuch“-Entwurf vorzubereiten und Brüssel vorzulegen — ein Dokument mit detaillierten Vorschlägen zur Überprüfung der EU-Sanktionspolitik, insbesondere im Hinblick auf die Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte und deren Weiterleitung an die Ukraine. Zudem ist geplant, Sekundärmaßnahmen gegen ausländische Unternehmen einzuführen, die russisches Öl kaufen oder Kreml-Umgehungsvorgänge bei bereits bestehenden Beschränkungen unterstützen. Laut Quellen wäre dieser Schritt ein Novum für die Europäische Union, da Brüssel bisher auf Maßnahmen in diesem Umfang verzichtet hatte. Ein internes Dokument, das 40 Seiten umfasst und allen 27 EU-Mitgliedstaaten vorgelegt werden soll, fordert die Annahme einer „strafferen und unabhängigen“ Sanktionsstrategie. Der zentrale Vorschlag ist eine Änderung des Beschlussverfahrens — weg vom Einstimmigkeitsprinzip hin zu Mehrheitsentscheidungen, um das Risiko eines Blockierens durch einzelne Staaten zu verringern. Im Dokument wird zudem die fehlende aktive Beteiligung der USA an gemeinsamen internationalen Sanktionsinitiativen kritisiert. Insbesondere wird im „Weißbuch“ erwähnt, dass die Regierung des ehemaligen Präsidenten Donald Trump den Koordinierungsprozess für globale Sanktionsbemühungen de facto verlassen hat. Die Autoren betonen, dass Washington die Teilnahme an verschiedenen zwischenstaatlichen Plattformen eingestellt hat, die für die Überwachung der Einhaltung von Sanktionen zuständig sind, insbesondere bei der Durchsetzung von Preiskontrollen für russisches Öl. Das Dokument hebt hervor: „Washington hat die Teilnahme an der Überwachung der Einhaltung der Preiskontrollen ausgesetzt, eine Bundesarbeitsgruppe zur Bekämpfung von Verstößen gegen Sanktionen aufgelöst und das Fachpersonal in diesem Bereich deutlich reduziert.“ Dies erschwere laut ukrainischer Experten und Diplomaten die internationale Koordination erheblich und verlangsame wirtschaftliche Gegenschritte gegen Russland. Gleichzeitig betonen Fachleute basierend auf einer analytischen Einschätzung der Situation, dass Europa mehr als genug Hebel besitzt, um den Druck auf Moskau aufrechtzuerhalten. Laut dem Experten für russische Energiefragen vom Harvard Kennedy School, Dervis Craig Kennedy, verfügt Europa trotz der Dominanz des US-Dollars im Welthandel und der Schwierigkeiten, die US-Sanktionen vollständig auszugleichen, über erhebliches Potenzial. „Europa hat viel mehr Trumpfkarten, als es zu sein scheint“, sagt er. Seiner Meinung nach hängt die Fähigkeit, Investitionsflüsse nach Russland zu verhindern und den Sanktionsdruck zu verstärken, von einer einheitlichen und konsequenten Politik Brüssels ab. Die Vorgeschichte dieser Lage ist ziemlich angespannt. Nach einem Gespräch mit Wladimir Putin am Montag, dem 19. Mai, entschied der ehemalige US-Präsident Donald Trump überraschend, keine neuen Sanktionen gegen Russland zu verhängen, was die Erwartungen ukrainischer und europäischer Führer, den Druck auf Kreml zu erhöhen, zunichtemachte. Dies erschütterte das Vertrauen in die Einigkeit der westlichen Partner und führte zu zusätzlichen Bedenken, ob die USA weiterhin eine Führungsrolle bei den Sanktionsmaßnahmen einnehmen können. Bereits am nächsten Tag, dem 20. Mai, beschlossen Länder wie die Europäische Union und Großbritannien, zusätzliche Beschränkungen gegen Russland einzuführen, um so einen bilateralen Druck zu erhöhen, in der Hoffnung, dass Washington sich doch noch anschließen und die Sanktionspolitik verstärken werde. Minsk-Quellen berichten, dass das 18. Sanktionspaket gegen Russland, an dem die EU bereits arbeitet, neben den traditionellen Beschränkungen gegen russische Banken auch neue Maßnahmen enthalten könnte. Dabei ist die Einführung von Einschränkungen gegen Finanzinstitute aus Staaten geplant, die nicht zur EU gehören, aber die russische Verteidigungsindustrie und Armee aktiv unterstützen — was die wirtschaftliche Isolation Russlands von der internationalen Gemeinschaft weiter verstärkt. Abschließend weist die Fachwelt darauf hin, dass Europa trotz aller Herausforderungen und der Unentschlossenheit der USA die Möglichkeit hat, seine Position zu festigen und ein starkes Sanktionssystem aufzubauen, das Moskau in naher Zukunft keine Spielräume lassen wird. Eine solche Strategie wäre ein logischer Schritt im Kampf um die Verstärkung der internationalen Isolierung Russlands und der Unterstützung der ukrainischen Staatlichkeit im Widerstand gegen den Aggressor.

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