Abschluss der Ermittlungen im „Kohlefall”: Poroschenko wird wegen Staatsverrats angeklagt

Chas Pravdy - 21 Mai 2025 13:09

Der letzte Abschnitt der Ermittlungsverfahren im sogenannten „Kohlefall“ gegen den ehemaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko ist abgeschlossen. Laut erhaltenen Informationen haben die Strafverfolgungsbehörden und Staatsanwälte ihm Anklagen wegen Staatsverrats und Unterstützung terroristischer Organisationen im Osten des Landes vorgelegt. Gegenwärtig finden arbeitsbezogene Diskussionen darüber statt, vor welchem Gericht genau dieses aufsehenerregende Verfahren verhandelt wird. Einzelheiten des Vorfalls sind im Artikel der ukrainischen Nachrichtenagentur „Ukrainska Pravda“ mit dem Titel „Wie steht’s? Was passiert mit den Ermittlungen gegen Poroschenko?“ dargestellt, in dem der Verlauf und die Perspektiven der Ermittlungen gegen den ehemaligen Staatschef analysiert werden. Laut Quellen aus Strafverfolgungsbehörden und Regierung wurde im Motivationsteil der Anklage die Beteiligung Poroschenkos an der Vorbereitung der sogenannten „Charkower Abkommen“ von 2010 sowie seine Rolle bei der Erstellung und Umsetzung des „Kohleplans“ hervorgehoben, welcher dazu diente, die Versorgung mit Kohle aus den besetzten Gebieten des Donbass unter den schwierigen Kriegs- und Wirtschaftsbedingungen sicherzustellen. Es handelt sich dabei insbesondere um ein großes kriminelles Schema, das „Ukrainska Pravda“ bereits im Jahr 2016 aufgedeckt hat. Dabei ging es um den Transport von Kohle, die ursprünglich aus Südafrika (RSA) stammen sollte, nach Ukraine – tatsächlich jedoch wurde anstelle einer legalen Lieferung durch ukrainisch kontrollierte Unternehmen Kohle von den von Terroristen kontrollierten Minen in den Lugansker und Donetker Gebieten eingeschmuggelt. Dies förderte nicht nur Korruptionsnetzwerke, sondern auch die finanzielle Unterstützung pro-russischer Kräfte, die weiterhin gegen die ukrainische Staatlichkeit kämpfen. Wichtig ist zu erwähnen, dass nach einer Entscheidung des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine zur Verhängung von Sanktionen gegen mehrere Personen und Unternehmen, die an diesem Schema beteiligt waren, die Sicherheitsstrukturen aktiv wurden. Nach einer langjährigen Passivität, die bereits seit 2016 bestand, begannen die Ermittler wieder aktiv an diesem Fall zu arbeiten. Seit Dezember 2021 wurde laut offiziellen Meldungen des Ermittlungsbüros (DBR) zudem Poroschenko des Staatsverrats verdächtigt. Im nächsten Jahr, im September 2022, nach Beginn des groß angelegten russischen Überfalls auf die Ukraine, erklärten die Ermittler, die Untersuchung im Kohle-Schmuggel-Fall sei abgeschlossen. Allerdings betont die Analyse, dass die Ermittlungen bis Frühjahr 2025 praktisch keine aktiven Bewegungen zeigten, was äußerst verdächtig wirkt und Fragen zu den wahren Motiven und dem Interesse der Regierung an diesem Fall aufwirft. Darüber hinaus beschränkten die Ermittlungsorgane in Kiew den Zugang Poroschenkos zu den Akten, mit einer Frist zur Einsichtnahme bis zum 15. April. Der Kontakt zu den Dokumenten erfolgt über seinen Anwalt Illja Nowikow, der in einem Interview mit „Ukrainska Pravda“ mitteilte, dass derzeit ein Verfahren läuft, vor Gericht zu bestimmen, welches für die Fallverhandlung zuständig ist. Das wichtigste Detail ist, dass sich die Formulierungen der Verdächtigungen bei den beteiligten Personen, insbesondere bei Viktor Medwedtschuk, der im September 2022 im Rahmen eines Gefangenenaustauschs gegen ukrainische Kriegsgefangene freigelassen wurde, verändert haben. Die Informationen bezüglich der Verdächtigungen gegen Poroschenko sind jedoch unverändert geblieben, was berechtigte Einwände seitens seines Verteidigerteams hervorruft. Laut geltendem Recht, als aktiver Abgeordneter des Parlaments, hat er Anspruch auf zusätzliche Garantien, und alle Änderungen an Dokumenten müssen mit der Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine abgestimmt werden, die seit Mai letzten Jahres unter Leitung eines neuen Anwalts steht. Derzeit führt das Fehlen solcher Abstimmungen zu offensichtlichen rechtlichen Widersprüchen. Eine weitere Komplikation besteht in dem Austausch Medwedtschuks im September 2022 – er wurde im Rahmen eines Gefangenenaustauschs gegen etwa 200 ukrainische Verteidiger freigelassen. Zugleich erklärte der Anwalt Volodymyrs Demczyshyn, ehemaliger Energieminister, der seit 2018 das Land verlassen hat, dass der Fall seines Klienten sowie anderer hochrangiger Funktionäre in eine separate Episode ausgegliedert und ohne ihre Teilnahme vor Gericht gebracht wurde. Laut Experten und Quellen aus den Strafverfolgungsstrukturen ist offensichtlich, dass einer der entscheidenden Akteure in diesem Fall Medwedtschuk bleibt, dessen Rolle im Schmuggel von Kohle aus Donbass bereits seit langem in den Ermittlungsdokumenten festgehalten ist. Das größte Manko ist jedoch das Fehlen direkter finanzieller Bereicherung – im Fall geht es um Verrat und Unterstützung terroristischer Gruppen, nicht um Finanz- oder Korruptionsdelikte, was die Beweisführung erschwert und die Grundlage aller Anklagen fragil macht. Insgesamt sind fast fünf Jahre vergangen, seit diese Geschichte begann, die die Gesellschaft und die Beamten auf das Thema Schattenwirtschaft bei der Kohleversorgung aus den besetzten Gebieten fokussiert hat. Trotz aller Beteuerungen im Kampf gegen Korruption und für den Schutz nationaler Interessen bleiben die tatsächlichen Ziele und das Niveau der Ermittlungen oft fraglich. Die Hauptakteure bleiben weiterhin außerhalb der gerechten Strafe, und das Fehlen konkreter Geldmittel, die in diesem Schema gefunden werden könnten, unterstreicht zusätzlich die politische Komplexität und mögliche Manipulationen in dieser „Kohlegeschichte“. Erinnern wir uns daran, dass im Februar 2022 Präsident Wladimir Zelenski neue Sanktionsmaßnahmen ankündigte, die damals auch Poroschenko betrafen, obwohl der Name des ehemaligen Präsidenten damals noch nicht auf offiziellen Sanktionslisten stand. Aktive Politiker und Beobachter vermuteten, diese Sanktionen seien ein Schritt im politischen Spiel, um den Opponenten zu dämonisieren und die Kontrolle der Macht zu stärken. Nach Bestätigung der Entscheidung des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates vom 13. Februar betonte Zelenski die Verhängung der Sanktionen unter Bezugnahme auf eine entsprechende Entscheidung des Rates, was die politische Krise um Poroschenko und seine mögliche Rolle im „Kohlefall“ weiter vertiefte.

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