In Kiew bereiten sich die Behörden auf die Gerichtsverhandlung gegen den Soldaten der Streitkräfte der Ukraine Maxim Bobilev vor, der im Juli 2024 aus russischer Gefangenschaft freigekommen ist und derzeit des Zusammenarbeit mit dem Gegner sowie der grausamen Behandlung von Kriegsgefangenen verdächtigt wird

Diese unerfreuliche Anklage ist ein deutliches Zeichen für den vielschichtigen Kampf ukrainischer Sicherheitsbehörden gegen Verrat und Desertion, die vor allem im Krieg eine besondere Aktualität erlangt haben. Laut Quellen, insbesondere aus offiziellen Gerichtsregistern und unabhängigen journalistischen Recherchen, befindet sich der Verdächtige bereits seit über einem halben Jahr in Untersuchungshaft, bestreitet jedoch kategorisch seine Schuld. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden zeigte Bobilev nicht nur Loyalität gegenüber den Besatzungsstrukturen und unterstützte die Angestellten der „Kalinin-Gefängnis“ in den temporär besetzten Gebieten Donezkis, sondern nahm auch persönlich an grausamen Misshandlungen ukrainischer Kriegsgefangener teil. Die Anklage behauptet, dass Bobilev im Zeitraum von September 2023 bis Januar 2024 innerhalb von weniger als sechs Monaten mehrfach rechtswidrige Handlungen begangen hat, die körperliches Leid bei fünf Soldaten verursachten. Insbesondere am 19. September letzten Jahres, unter dem Vorwand, die Tattoos eines ehemaligen Gefangenen zu untersuchen, wurde er gezwungen, sich auszuziehen und wurde brutal geschlagen. Zu diesem Zeitpunkt waren Mitarbeiter des Gefängnisses, Andrij Kononenko und Artem Kjarjan, beteiligt, die den ukrainischen Häftling mit den Füßen auf den Kopf traten und ihn in die Toilette tauchten. Laut Ermittlungen handelte Bobilev dabei scheinbar auf Initiative, da er sich ihnen anschloss, während er den Gefangenen hinter dem Rücken hielt. Außerdem dokumentiert das Ermittlungsverfahren, dass der Verdächtige an sogenannten „Aufnahmen“ von Gefangenen vor Verhören oder Misshandlungen beteiligt war. Personen wurden gezwungen, komplett nackt zu erscheinen und in die sogenannte „Schwalben-Pose“ an die Wand zu stellen, woraufhin sie willkürlich mit Gummiknüppeln geschlagen wurden, darunter auch im Anfang Oktober letzten Jahres. In den letzten Fällen tritt der Verdächtige als Täter auf, da er nach einer weiteren „Aufnahme“, die damals vom Offizier Dmitrij Andrejew durchgeführt wurde, mindestens drei Schläge mit einem Gummiknüppel auf das Gesäß sowie Tritte in die Brust versetzte. Im Rahmen der Voruntersuchung wurden etwa 20 Zeugen befragt, darunter engagierte Bürger und Soldaten. Die Mehrheit der Opfer bestätigte ihre Aussagen unter Eid und beteiligte sich an forensischen Experimenten, was die Schwere der Anklage erneut unter Beweis stellt. Gleichzeitig fanden Vernehmungen des Beschuldigten statt, bei denen die Opfer ihre Aussagen bekräftigten, während Bobilev seine Unschuld betonte. Bei Durchsuchungen auf seinem Mobiltelefon fanden Ermittler Nachrichten und Anrufe zu russischen Nummern sowie in einem Notizbuch Aufzeichnungen mit persönlichen Daten potenzieller Mitbeteiligter und zusätzlicher Informationen, die seine Verbindungen zu den Besatzungsstrukturen belegen könnten. Im Januar 2025 erhielten weitere Mitarbeiter der „Kalinin-Gefängnis“-Einrichtung—Kononenko, Kjarjan und Andrejew—auf Grundlage der Ermittlungen per Haftbefehl Verdächtigungen. Sie sollen ebenfalls an illegalen und grausamen Maßnahmen in den besetzten Gebieten beteiligt gewesen sein. Der Beschuldigte selbst konnte jedoch die Anklage persönlich beantworten, da seine Festnahme und der Austausch bereits Anfang 2024 stattgefunden hatten. Das vorbereitende Gerichtsverfahren am 13. Mai im Pecherskyi Bezirksgericht Kiew markierte einen wichtigen Meilenstein im Verfahren. An der Sitzung nahm der Anwalt Jewhen Olijunk teil, der die Interessen seines Mandanten per Videokonferenz vertrat. Die Verfahrensgarantien wurden gewahrt, da die Verteidigung dafür plädierte, die Verhandlung öffentlich durchzuführen, sowie die Einsetzung eines dreiköpfigen Richterkollegiums aufgrund der Komplexität und des öffentlichen Interesses beantragte. Der Angeklagte selbst bekannte sich im Gericht nicht schuldig. Er erklärte gegenüber Journalisten, dass er momentan nichts zu den offiziellen Dokumenten hinzufügen könne und keine öffentlichen Erklärungen abgeben wolle. Sein Anwalt betonte, dass Bobilev weiterhin Soldat der Ukraine sei und äußerte Bedenken hinsichtlich der Dauer und Strenge der Untersuchungshaft. Zudem beantragte er eine Änderung der Maßnahmen auf eine mildere Form, angesichts der Möglichkeit, die weitere Dienstfähigkeit des Verdächtigen zu gewährleisten. Die Haft sind in diesem Fall nicht nur für die Verteidigung, sondern auch für die Öffentlichkeit fragwürdig, da nach Aussage von Olijunk sein Mandant seine Schuld noch nicht eingestanden habe und die Position der Ermittlungsbehörden Fragen zur zukünftigen rechtlichen Bewertung offenlasse. Nach vorliegenden Informationen droht Maxim Bobilev bei Schuldspruch eine Freiheitsstrafe von 8 bis 12 Jahren bei Vermögenskonfiskation. Die Vorgeschichte dieses aufsehenerregenden Strafverfahrens reicht bis Juli 2024 zurück, als die Ukraine 95 ihrer Soldaten aus russischer Gefangenschaft zurückbrachte, darunter Angehörige der Streitkräfte, der Nationalgarde und der Grenztruppen. Unter den Freigelassenen befand sich auch Maxim Bobilev – ein Soldat, der, wie Berichte einiger Teilnehmer und Aktivisten zufolge, mit der Besatzungsadministration kooperierte, nicht bereit war, den Austausch zu akzeptieren, und sich weigerte, die ukrainische Staatsbürgerschaft anzuerkennen. Nach seiner Freilassung begann Viktor „Leleka“ Lakhno, Soldat und Freiwilliger, öffentlich Verdacht hinsichtlich Bobilevs Verhalten in der Kolonie zu äußern, indem er in sozialen Netzwerken von möglichem Verrat und Zusammenarbeit mit dem Besatzungsregime berichtete. Dies führte zu Unmut und Empörung in der Öffentlichkeit, woraufhin die SBU am 18. Juli 2024 ein Strafverfahren eröffnete. In den Medien kursierten verschiedene Versionen und Vermutungen, darunter die Idee, dass Russland den „Verräter“ bewusst zum Zweck der Provokation zugunsten der Diskreditierung ukrainischer Verteidiger austauschen könnte. Die zuständigen Strukturen betonten jedoch, dass die ukrainischen Geheimdienste die Situation genau überwachen und klare Kenntnisse der Umstände besitzen. Das Thema Verrat durch in Gefangenschaft befindliche und auf ukrainischem Boden zurückgekehrte Soldaten mit zweifelhafter Reputation bleibt eine der brennendsten und komplexesten Fragen in der aktuellen ukrainischen Gesellschaft und im Rechtssystem. Es ist eine Mahnung, dass der Krieg nicht nur an frontalen Kampfstellungen ausgefochten wird, sondern auch im Bereich der Informations- und Cyberkriegsführung, bei Zweifeln und Unsicherheiten – eine Herausforderung, die langfristig die nationale Sicherheit und die moralische Integrität ukrainischer Verteidiger maßgeblich beeinflussen wird.