Der Kreml verstärkt die Informationsmanipulation bezüglich der Idee einer Waffenruhe in der Ukraine — Analysen des ISW

Das Institut für Studien über den Krieg (ISW) weist erneut auf die strategischen Manipulationen des Kremls im Kontext der Diskussionen über eine mögliche Beendigung der Kampfhandlungen in der Ukraine hin. Laut Fachleuten nutzt die russische Führung aktiv Informationsprogramme, um ein positives Image ihrer Absichten zu formen und die globale Einheit der ukrainischen, amerikanischen und europäischen Fronten hinsichtlich der vollständigen Einstellung der Feindseligkeiten zu untergraben. Dabei versucht der Kreml, dies als Grundlage für „Frieden“ und „Verhandlungsmöglichkeiten“ darzustellen. Den Analysen zufolge verstärkt Moskau konsequent seine Aktivitäten in den westlichen Medien und wendet sich gezielt an die Führung und Öffentlichkeit in den USA und Europa. Ziel ist es, die Idee zu verbreiten, dass nur Russland in der Lage sei, aus jeglichen Kompromissen und Kapitulationen der ukrainischen Seite Nutzen zu ziehen, inklusive der von Russland vorgeschlagenen 30-tägigen Waffenstillstandsregime. Dabei wird besonderer Wert darauf gelegt, die westlichen Partner unter moralischem und psychologischem Druck zu setzen, der durch neue Informationsbotschaften erzeugt wird. Berichte der Analysten zeigen, dass Wladimir Putin in seinen Reden vom 11. Mai und in den kürzlich erschienenen Interviews des Kreml-Sprechers Dmitri Peskow sorgfältig versucht, in der westlichen Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, dass Russland angeblich bereit sei für „ehrliche“ Verhandlungen mit Kiew. Gleichzeitig, so die Einschätzung der Experten, stellen diese Aussagen vielmehr einen Versuch dar, die tatsächlichen Begrenzungen der russischen Streitkräfte zu verschleiern und von der Unfähigkeit abzulenken, in den letzten zwei Jahren des Vollskala-Krieges bedeutende Erfolge zu erzielen. Der Bericht hebt hervor, dass der Kreml darauf besteht, dass die Zielsetzungen seiner Militäroperation unverändert bleiben — die vollständige Unterwerfung der Ukraine. Vertreter der russischen Führung weigern sich, eine Friedensvereinbarung zu prüfen, die nicht ihren Anforderungen an Kapitulation Kiews entspricht. Sie erklären erneut offiziell ihre Bereitschaft zu Verhandlungen mit der ukrainischen Seite, doch in der Realität intensivieren sie die militärischen Aktionen an den Frontlinien, um die Voraussetzungen für weitere Aggressionen gegen die Ukraine und ihre europäischen Partner zu schaffen. Zentrale Passagen des Analytikberichts vom 11. Mai weisen darauf hin, dass Putin zu einer Wiederaufnahme bilateraler Verhandlungen mit Kiew auf der Grundlage der Istanbuler Protokolle Anfang 2022 aufgerufen hat, die die russischen Forderungen nach vollständiger Kapitulation des ukrainischen Staates enthalten. Es ist wichtig zu betonen, dass jede auf diesen Protokollen basierende Vereinbarung im Wesentlichen eine Kapitulation der Ukraine darstellt. Zugleich besteht der Kreml weiterhin auf der Einbeziehung von Forderungen bezüglich so genannter „Ursachen“ des Krieges — was faktisch bedeutet, seine eigenen Vorteile bei der Lösung innerstaatlicher Angelegenheiten auf Kosten der ukrainischen Souveränität durchzusetzen. Insgesamt betonen die Experten, dass Moskau die aktuellen Diskussionen um eine Waffenruhe aktiv als Instrument des psychologischen und informationellen Drucks nutzt, um die Einheit der Ukraine, der USA und europäischer Länder zu erschüttern — um die Illusion zu schaffen, dass Russland militärisch in der Lage sei, die Ukraine vollständig zu unterwerfen und den Westen zu Zugeständnissen zu zwingen. Sie heben hervor, dass eine solche Taktik ein klassisches Beispiel für einen Informationskrieg ist, der die Suche nach diplomatischen Lösungen erschweren und die Erreichung eines langfristigen Friedens behindern kann. Es ist auch bekannt, dass ukrainische Führer und türkische Diplomaten sich auf Verhandlungen vorbereiten. Präsident Wolodymyr Selenskyj und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdoğan haben ihre Bereitschaft bestätigt, sich mit Putin zu treffen, um eine weitere Konfliktlösung zu besprechen — das Treffen ist für den 15. Mai in der Türkei geplant. Zugleich haben die ukrainischen Streitkräfte Fortschritte in der Nähe von Torezk gemacht, während die russischen Streitkräfte ihre Aktivitäten in den Richtungen Charkiw und Nowopawliwka verstärkt haben, was auf anhaltende Spannungen und Ungewissheit in der militärischen Lage hinweist. Das aktuelle Geschehen zeigt erneut: Der Kreml ist nicht auf der Suche nach einem stabilen Frieden, sondern auf die Stärkung seiner Propaganda-Linie und die Schaffung von Voraussetzungen für eine größere militärische Eskalation in der Region konzentriert. Die Bewahrung dieser Informationsschlacht und die Einheit der ukrainischen Bevölkerung sowie der europäischen Partner zu sichern, ist eine schwierige, aber äußerst wichtige Aufgabe für die ukrainische Diplomatie und Gesellschaft insgesamt.