In Tschechien kam es zu einem Vorfall, der breite Resonanz hervorrief und eine Welle der Diskussionen über Toleranz und das Niveau der politischen Kultur des Landes auslöste

Chas Pravdy - 29 April 2025 10:38

In der vergangenen Woche, in der Stadt Brünn, während einer Demonstration führender populistischer Parteien wie SPD, Trikolora, Svobodny und PRO, wurde ein junger Mann mit ukrainischer Flagge von einer Menge Demonstranten angegriffen, was zu Verurteilungen seitens der Öffentlichkeit und der offiziellen Ordnungskräfte führte. Nach Angaben der tschechischen Polizei ereignete sich der Vorfall am 24. April gegen späten Nachmittag. Von den in sozialen Medien, insbesondere auf X (ehemals Twitter), veröffentlichten Videos ist eine Szene angespannter Konflikte zu sehen. Auf den Aufnahmen ist erkennbar, wie eine Gruppe von Demonstranten, die beleidigende Parolen und zahlreiche Aufforderungen, in die Ukraine zurückzukehren, skandieren, abwechselnd verbal gegen die Anwesenden, darunter auch den jungen Mann mit der ukrainischen Flagge, vorgeht. Nach kleineren verbalen Beschimpfungen und Vorwürfen versuchte einer der Demonstranten, die Flagge dem jungen Mann wegzunehmen, woraufhin einer der Teilnehmer das Opfer zu Boden schlug. Dieser Vorfall eskalierte rasch zu einem Handgemenge, an dem noch mehrere Personen beteiligt waren, was zusätzlichen Chaos verursachte. Das Opfer wandte sich mit einer Anzeige bei der Polizei an die Behörden, die aktuell den Fall untersuchen, um alle Umstände zu klären. In einer Live-Übertragung bestätigte die Polizei Tschechiens, dass die Angelegenheit nach kriminalrechtlichen Aspekten behandelt wird und geprüft wird, ob strafrechtliche Artikel verletzt wurden. Der führende Vertreter der lokalen SPD-Partei, Tomio Okamura, erklärte in einem Interview mit der Website iDnes, dass der Angriff nach Abschluss der politischen Kundgebung stattfand und als unvorhersehbarer Vorfall betrachtet wird. Seinen Angaben zufolge habe der junge Mann zunächst angeblich den schutzlosen tschechischen Frauen angegriffen, was als Rechtfertigung für eine Selbstverteidigung gesehen wurde. Okamura verurteilte jegliche Gewalt und betonte die Bedeutung, zwischen Provokationen und echten politischen Motiven zu differenzieren, um die Balance zu wahren. Auch Vertreter der Zivilgesellschaft äußerten sich. Die Menschenrechtsbeauftragte Klára Šimáčková-Lašúčková verurteilte den Angriff auf X und bezeichnete ihn als Ausdruck hinterlistiger Hass- und Aggressionsbereitschaft. „Dies ist der abscheulichste Ausdruck von Vorurteilen und aggressivem Hass. Ich werde sofort die Sicherheitsbehörden kontaktieren, um den Vorfall zu untersuchen. Ich vertraue auf eine gerechte Bestrafung der Täter“, schrieb sie. Ähnliche Aussagen kamen auch von Politikern und Aktivisten. Beim Protest vor dem Rathaus in Brünn kritisierten Teilnehmer die aktuelle Regierung scharf und verbreiteten provokative Äußerungen über ukrainische Flüchtlinge, LGBTQ+-Gemeinschaften und Migranten aus Südostasien. Insbesondere wollte Okamura, dass das tschechische Budget angeblich „für ukrainische Flüchtlinge geplündert“ wurde, und kündigte an, „harte Maßnahmen“ zu ergreifen, einschließlich der Rückführung von Flüchtlingen in ihre Heimatländer und der Abschaffung der Aufenthaltserlaubnisse für Ukrainer, die nicht arbeiten und Sozialhilfe beziehen. Darüber hinaus äußerte sich der Politiker Ing. Iahrí Reichel von PRO noch radikaler, indem er behauptete, dass der Krieg in der Ukraine vom Aggressor selbst und dessen Regierung verursacht werde und sogar Wladimir Zelensky als „Diktator“ bezeichnete. Dies löste eine Welle der Kritik und Verurteilung seitens der internationalen Gemeinschaft und sachkundiger Experten aus. Es ist zu beachten, dass das Vertrauen in den ukrainischen Präsidenten Wladimir Zelensky in Tschechien traditionell hoch bleibt — laut Studien neigen die Tschechen eher dazu, der ukrainischen Regierung zu vertrauen und sie zu unterstützen, während die Haltung in der Slowakei neutraler ist oder eine relative Sympathie gegenüber der russischen Führung besteht. Zur Verschärfung der Lage führte auch die Tatsache, dass Präsident Petr Pavel im Februar des laufenden Jahres ein neues Gesetz unterzeichnete, das den Schutz der ukrainischen Flüchtlinge erheblich verstärkt. Das Gesetz sieht eine Verschärfung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit bei Aktivitäten zugunsten ausländischer Staaten vor und erschwert den Erwerb der tschechischen Staatsbürgerschaft für Personen mit russischer Staatsbürgerschaft. Diese Maßnahmen lösten eine breite gesellschaftliche Resonanz aus und wurden im Rahmen einer Sicherheitsmotivation implementiert. Insgesamt ist der Vorfall in Brünn ein weiteres Beweisstück für die komplexen sozialen und politischen Prozesse, die in Tschechien stattfinden. Sie erinnern an die tiefen Spaltungen in der Gesellschaft: zum einen das Streben nach demokratischen Werten und Offenheit, zum anderen Radikalismus und Fremdenfeindlichkeit. Es ist wichtig, dass die politische Diskussion den Fokus auf die Notwendigkeit legt, solche Phänomene zu überwinden und gemeinsame Wege für die weitere, solidarische Entwicklung des Landes zu finden, das heute zu den aktiven Mitgliedern der europäischen Gemeinschaft gehört.

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