Der russische Botschafter in Deutschland hat erneut für Aufsehen gesorgt, indem er unangekündigt an einer Gedenkveranstaltung zum Zweiten Weltkrieg teilnahm, was bei den Anwesenden großes Unverständnis und Empörung hervorrief

Chas Pravdy - 25 April 2025 20:24

Der Vorfall ereignete sich in Torgau, wo am 25. April die 80. Wiederkehr des historischen Handschlags zwischen amerikanischen und sowjetischen Soldaten am Fluss Elbe gefeiert wurde – ein Symbol des Abschieds bei Kriegsende in Europa. Botschafter Sergej Nenaјew trat ohne Einladung bei der Zeremonie auf, was die Veranstalter und Gäste völlig überraschte. Der Diplomat äußerte sich, begleitet von Journalisten und Anwohnern, zur Bedeutung des Gedenkens an die gefallenen Soldaten: „Wir müssen an diejenigen denken, die unsere Freiheit verteidigt haben. Dieser Tag ist für uns von besonderer Bedeutung.“ Seine unerwartete Präsenz wurde jedoch nicht einheitlich aufgenommen – neben Unmutsbekundungen gab es auch Buhrufe und Pfiffe. Zuvor hatte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksij Makejew, dazu aufgerufen, die Anwesenheit des russischen Diplomaten bei der Veranstaltung zu verhindern, und die Unangemessenheit seiner Anwesenheit angesichts der aktuellen politischen Lage betont. Auf die Frage nach der Reaktion der deutschen Öffentlichkeit, die Nenaјew nicht freundlich aufgenommen hatte, antwortete dieser, er fühle sich in Deutschland wohl: „Das spüre ich nicht, hier bin ich komfortabel.“ Darüber hinaus hatte er einen kurzen Austausch mit einigen Anwesenden. An seinem Revers war ein schwarz-orange-gestreiftes Band befestigt – ein Symbol, das laut russischer Propaganda angeblich den Zweiten Weltkrieg repräsentiert. Auch politische Führungspersönlichkeiten in Deutschland reagierten prompt. Der Ministerpräsident des Bundeslandes Sachsen, Michael Kretschmer, wandte sich offen an Nenaјew mit einem scharfen Appell bezüglich der aktuellen militärischen Aktionen Russlands gegen die Ukraine: „Russland hat den Krieg gegen unser Land bereits 2014 initiiert, nicht erst 2022. Es muss an den Verhandlungstisch und diesen Krieg beenden, und nur das.“ – Damit bezog er sich auf die offensichtliche Verletzung des Völkerrechts. Kretschmer ging auch auf die Verluste der Bevölkerung ein, erkannte die enormen Opferzahlen der sowjetischen Armee an, betonte jedoch, dass der Sieg in Europa durch die gemeinschaftlichen Anstrengungen vieler Nationalitäten errungen wurde: „Nicht nur Russen, sondern auch Ukrainer, Belarussen und Georgier waren im Kampf beteiligt. Es wäre angemessener und wertvoller, Vertreter dieser Völker unter den Teilnehmern zu sehen.“ In der Zwischenzeit entwickelt sich die Situation rund um den russischen Botschafter in Deutschland weiterhin. Letzte Woche tauchte Nenaјew unangemeldet beim Gedenkmal auf den Zeelower Höhen auf, was eine Welle der Kritik und Besorgnis auslöste. Drohungen seitens der Denkmalsverwaltung, polizeiliche Maßnahmen zu ergreifen, sollte der Diplomat erneut erscheinen, blieben nicht unbeachtet. Der Krieg im osteuropäischen Land und seine Folgen bleiben ein drängendes Thema in Deutschland. Einerseits ehrendes Gedenken an die Vergangenheit, andererseits politische Konflikte und diplomatische Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der russischen Präsenz bei Veranstaltungen von historischer Bedeutung. All diese Ereignisse verdeutlichen, wie sehr der Konflikt weiterhin im Mittelpunkt der deutschen Politik und Gesellschaft steht und wie schwer es manchmal ist, in Zeiten politischer Spannungen und historischer Wunden den Dialog zu fördern.

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