Institut für Kriegsstudien (ISW): Russland bereitet sich vor, einen Waffenstillstand für neue Vorbereitungshandlungen gegen die Ukraine zu nutzen

Laut dem analytischen Zentrum ISW wird eine eingegangene Vereinbarung über die Einfrierung der Frontlinien auf den aktuellen Positionen die weitere Aggression Russlands nicht aufhalten können. Stattdessen könnte Moskau die Phase der Ruhe nutzen, um seine Truppen neu zu gruppieren und Ambitionen umzusetzen, die weit über die bloße Aufrechterhaltung der bereits besetzten Gebiete hinausgehen. Besonders relevant ist dies, falls die Unterstützung des Westens, insbesondere militärische Hilfe für die Ukraine, erheblich eingeschränkt oder verringert wird. Die Analysten weisen darauf hin, dass jede Einigung, die die jetzige Frontlinie bis zum Zeitpunkt festlegt, an dem Russland die Kontrolle über alle Gebiete Luhansk, Donezk, Zaporizhzhia und Cherson erlangt hat, dem Kreml nicht die Möglichkeit nimmt, den Krieg fortzusetzen und die Besetzung auszudehnen. Angesichts der aktuellen Situation besteht zudem die Wahrscheinlichkeit, dass Moskau jedes Feuerpause nutzen wird, das auf Einschränkungen in der Versorgung der Ukraine mit westlicher Waffe basiert, um sich besser auf neue Offensivaktionen vorzubereiten. „Die aktuelle Frontlinie schafft für die Ukraine nicht die strategische Tiefe, die Sicherheit und Schutz vor einer potenziellen neuen russischen Aggression gewährleisten könnte“, betonen die ISW-Analysten. Zugleich verstärkt Russland seine Aktivitäten mit Panzereinheiten entlang der gesamten Frontlinie, um seine Positionen zu stärken. Beobachter gehen davon aus, dass diese Maßnahmen auf den Beginn einer langfristigen Kampagne zur Eroberung des sogenannten „Festungsgürtel“ in der Region Donezk hindeuten könnten. Dies ist Teil eines größeren Plans, möglichst große Teile des Ostens und Südens der Ukraine zu kontrollieren und Gebiete mit strategischer Bedeutung zu erweitern. Gleichzeitig nehmen die Analysten an, dass der Kreml vorübergehend auf Forderungen verzichten könnte, alle besetzten Gebiete vollständig zu erobern, um zusätzliche Zugeständnisse von den USA zu erhalten. Zu möglichen Kompromissen zählen Veränderungen in der ukrainischen Regierung zugunsten eines pro-russischen Rates oder eine deutliche Reduzierung der ukrainischen Streitkräfte. Experten zufolge könnten Putin und sein Team jedes Waffenstillstandsangebot nutzen, das den Konflikt einfriert und militärische Lieferungen verringert. „Wir dürfen erwarten, dass der Kreml jeden Waffenstillstand, der auf Einschränkungen westlicher Militärhilfe basiert, nutzt, um seine Kräfte zu reorganisieren und eine neue Phase des Angriffs einzuleiten“, erklären die Analysten des Zentrums. Wichtigste Erkenntnisse und Neuigkeiten vom 22. April Laut Angaben der Zeitung Financial Times ist Präsident Wladimir Putin angeblich bereits bereit, den Krieg im Rahmen der aktuellen Frontlinien zu beenden. Es ist jedoch zu beachten, dass die offiziellen Kreml-Vertreter, einschließlich Putin selbst, seit langem bestätigen, dass Moskau umfangreiche territoriale Ansprüche erhebt, insbesondere auf alle Teile der Gebiete Luhansk, Donezk, Zaporizhzhia und Cherson. Sie schließen nicht aus, dass die eroberten Gebiete zukünftig erweitert werden könnten. Moskauer Quellen berichten außerdem, dass der Kreml seine wirtschaftlichen Instrumente aktiviert, um Druck auf die USA hinsichtlich der Verhandlungs перспективі mit der Ukraine auszuüben. Nach Informationen, die dem Magazin The Moscow Times vorliegen, versucht Moskau, außenwirtschaftliche Hebel einzusetzen, um die Lage zu beeinflussen, zeigt jedoch laut Quellen kein echtes Interesse an direkten Verhandlungsbemühungen der Regierung Trump, den Krieg zu beenden. Seit 2022 arbeitet Moskau aktiv an Wegen, die Verhandlungsposition zu stärken, aber der Wunsch, den Konflikt schnell zu beenden oder sogar vollständigen Sieg zu erringen, scheint derzeit kein Priorität zu sein. Hinsichtlich der Aussichten auf das Zustandekommen neuer Abkommen merkt ISW an, dass die derzeitigen Bemühungen auf eine mögliche Einfrierung des Konflikts auf den aktuellen Positionen gerichtet sind. Aufgrund der Dynamik der Kämpfe könnten solche Vereinbarungen jedoch nur eine kurze Phase relativer Stabilität bedeuten, bevor es zu einer neuen Phase aktiver russischer Offensivoperationen kommt. Ein weiteres Thema betrifft die Sicherheitslage. Der Fokus liegt stark auf Taktiken von Drohnenangriffen auf große Entfernungen — Moskau versucht, die Effektivität der ukrainischen Mobilverteidigungseinheiten zu untergraben, möglichst durch den Einsatz neuartiger Angriffsmittel. Zudem ist bekannt, dass Russland besorgt ist über den Mangel an Personalressourcen, weshalb eine groß angelegte Rekrutierungskampagne läuft, unter anderem bei Nordkoreanern, um den Personalmangel in den Armeeeinheiten zu kompensieren. Gleichzeitig haben russische Truppen ihre Aktivitäten in den Vororten des Gebietes Kursk sowie im Gebiet Torezk verstärkt — was auf den Willen hindeutet, in strategischen Richtungen vorzurücken und weitere Operationen im Osten und Süden der Ukraine vorzubereiten. Insgesamt bleibt die Lage im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine ziemlich angespannt und unvorhersehbar. Das Kreml sucht weiter nach strategischen Vorteilen und nutzt jede Gelegenheit, um seine Positionen zu stärken. Analysten schätzen, dass in naher Zukunft neue Aktivitäten russischer Truppen als Reaktion auf internationale diplomatische und militärische Flexibilität erfolgen könnten.