Laut dem Institut für Kriegsforschung (ISW) formiert und verstärkt der Kreml aktiv eine Rhetorik, die auf die Absicht hindeuten könnte, den Militärkonflikt mit der NATO zu verlängern und die Gesellschaft auf langfristige Kämpfe vorzubereiten

Chas Pravdy - 21 April 2025 02:26

Laut Analyse überdenkt die russische Führung systematisch Narrative, die zuvor zur Rechtfertigung der Aggression gegen die Ukraine verwendet wurden, wobei sie das Ziel verfolgt, die zivilgesellschaftliche Militarisierung noch tiefer voranzutreiben und Voraussetzungen für einen möglichen groß angelegten Krieg gegen den Westen zu schaffen. Diese Bemühungen scheinen Teil einer langfristigen Strategie zu sein, die darauf abzielt, den militärischen Patriotismus zu stärken und die ideologische Basis für neue Eskalationen zu festigen. Ein Element dieser Informationsarbeit ist die radikale Verstärkung nationalistisch-politischer Botschaften und der Versuch, die Ukraine als eine Art supra-nationale Aggressor darzustellen. Besonders die Militarisierung der Gesellschaft wird durch die ständige Vereinnahmung historischer Narrative der Sowjetunion mit der zeitgenössischen Rhetorik des Kreml verstärkt. Zum Beispiel beschuldigte der russische Außenminister Sergej Lawrow auf einer kürzlichen Pressekonferenz die Europäische Union, einen „neonazistischen“ Geist in Europa zu schüren, und erklärte, dass Moskau alles tun werde, um diese Ideologie auszurotten. Seine Worte untermauern die Idee, dass Russland mehr denn je das historische Recht auf den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg betonen möchte, um die Verbreitung von Mythen und Propaganda des Westens zu bekämpfen. Experten weisen darauf hin, dass der Kreml auf diese Weise nicht nur die innere Einheit festigen, sondern auch ein negatives Bild des Westens in den russischen Köpfen erzeugen will, um so die Unterstützung für militaristische Maßnahmen zu erhöhen. Zudem definieren Wladimir Putin und sein engstes Umfeld in ihren Äußerungen den Begriff der „Entnazifizierung“, der in der Geschichte seine Wurzeln hat, und interpretieren ihn als notwendig, das ukrainische Regime zu verändern und pro-russische Regierungen zu installieren — Szenarien, die zur Rechtfertigung des Krieges genutzt werden. Eine Bestätigung dieser Taktik lieferte jüngst Putins erneute Aussage, in der er die Ukraine erneut für die Kontrolle über „naziartige Elemente“ verantwortlich machte und die Notwendigkeit betonte, diese im Rahmen eines „ewigen Kampfes gegen den Nationalsozialismus“ zu besiegen. Experten bewerten dies als ein klassisches Beispiel dafür, wie historische Mythen genutzt werden, um den patriotischen Zusammenhalt zu stärken und militärische Maßnahmen zu legitimieren. Zugleich setzt der Kreml immer häufiger auf die gleiche Taktik wie in der Vergangenheit — er beschuldigt Nachbarländer wie Finnland, Estland und Moldawien, Kontrolle und offenkundige Eingriffe in ihre Souveränität anzustreben. All dies dient der Vorbereitung der öffentlichen Meinung und der Schaffung eines Informationsfeldes für eine mögliche neue Phase der Aggression auf internationaler Ebene. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Informationskampagne ist der Vorschlag des Kremls an die ukrainische Seite für eine kurze „Oster-Waffenruhe“. Experten der ukrainischen Streitkräfte und Analysten sind jedoch der Ansicht, dass jegliche Vereinbarungen absolut transparent, offiziell abgestimmt und mit strengen Überwachungsmechanismen verbunden sein müssen, da diese derzeit vor allem als Deckmantel für die Wiederherstellung eigener Kräfte und die Vorbereitung weiterer Angriffe dienen. Die ukrainischen Streitkräfte und Regierungskreise betonen weiterhin regelmäßig die systematischen Verletzungen der Rechte religiöser Gemeinschaften durch die russischen Besatzer auf den besetzten Gebieten, insbesondere die Unterdrückung christlicher Kirchen. Zugleich ruft die Ukraine die internationale Gemeinschaft dazu auf, wachsam gegenüber Moskauer Versuchen zu bleiben, ihre expansiven Absichten durch Informationsprovokationen und militärische Aktionen zu verstärken. Bezüglich der Situation auf dem Schlachtfeld erzielten die russischen Streitkräfte vor Beginn der angekündigten Oster-Waffenruhe gewisse Fortschritte in den Gebieten Kursk und in der Nähe von Torezk. Dennoch gehen die Kämpfe trotz formeller Waffenstillstände weiter, und ukrainische Verteidiger mahnen zur Vorsicht, um nicht in Fallen zu geraten und die Kontrolle über die Situation zu bewahren. Kurz gesagt: Angesichts des Bestrebens des Kremls, den Konflikt zu verlängern und in der eigenen Gesellschaft eine ultra-nationalistische Stimmung zu schaffen, bleibt die Informationskriegführung sowie die ständige Neubegründung historischer Narrative eine zentrale Strategie, um die eigenen Ziele zu rechtfertigen und die Positionen auf internationaler Ebene zu stärken.

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