Visitenkarte der Diplomatie des Kremls: Erdoğan als politische und propagandistische Strategie in der „Oster-Friedenspause“ Putins

Chas Pravdy - 20 April 2025 04:28

In den historischen Chroniken des modernen Russland tauchen immer häufiger die Handlungen Wladimir Putins auf, die zunehmend an Schachzüge erinnern, die darauf abzielen, die eigene Position auf der internationalen Bühne zu stärken. Der jüngste Vorfall — die Ankündigung einer kurzfristigen „Oster-Friedenspause“ — ist ein anschauliches Beispiel für ein solches diplomatisches Spiel, das darauf ausgerichtet ist, maximale innenpolitische Unterstützung zu mobilisieren und zusätzlichen Informationsh intergrund für die innenpolitischen Ziele des Kremls zu schaffen. Woher kommt die Idee dieser „Friedenpause“? Nach Berichten diplomatischer Kreise verstärkte sich die Aufmerksamkeit für dieses Ereignis bereits, nachdem die Verwaltung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump gedroht hatte, sämtliche Bemühungen um eine diplomatische Einigung bezüglich des Krieges in der Ukraine aufzugeben. Als Reaktion darauf unternahm Putin in der Nacht vom 18. auf den 19. April einen unerwarteten Schritt, indem er eine „Oster-Friedenspause“ ankündigte, die nur 30 Stunden dauern sollte — vom Abend des 19. April bis Mitternacht des 21. April. Auf den ersten Blick eine kurze und unscheinbare Initiative, doch genau darin lag die Gelegenheit für Moskau, einige wichtige diplomatische und propagandistische Vorteile zu erzielen. Analysten betonen, dass dieser Schachzug des Kremls weniger ein tatsächlicher Wunsch nach Frieden ist, sondern vielmehr ein bewusster Versuch, seine Bereitschaft zu Stabilisierungsschritten zu zeigen und gleichzeitig seine Position im zermürbenden Konflikt zu fixieren. „Die Erklärung Putins ist nur eine kurzfristige taktische Maßnahme, die ihm erlaubt, sich als Friedenswilliger zu inszenieren«, fasst die leitende Forscherin des Carnegie-Zentrums Russland-Eurasien, Tatyana Stanova, zusammen. „Dies ermöglicht es dem Kreml, auf die Illusionen der ukrainischen und der internationalen Öffentlichkeit zu spielen, ohne dabei seine langfristigen Ziele, die darin bestehen, die „Ursachen“ des Krieges zu lösen, aufzugeben.“ Es stellte sich heraus, dass die Idee einer kurzfristigen „Friedenpause“ nicht neu ist, und bereits im Frühjahr dieses Jahres stimmte die ukrainische Regierung einer zweiwöchigen Waffenruhe zu — in der Hoffnung, einen diplomatischen Kompromiss zu finden. Im Gegensatz zu Kiew weist der Kreml jedoch die Idee einer vollständigen Einstellung der Kampfhandlungen ohne Berücksichtigung seiner Interessen zurück, mit der Begründung, dass Russland derzeit Vorteile auf dem Schlachtfeld erziele und nicht bereit sei, Zugeständnisse zu machen, die seine Position schwächen könnten. Indem Moskau sich von der Idee eines vollständigen Waffenstillstands distanziert, betont es angeblich seine pragmatische Haltung im aktuellen Kräfteverhältnis. Kurz vor der Ankündigung des Waffenstillstands erklärte der US-Außenminister Antony Blinken offen, dass Washington bereit sei, die Bemühungen um eine diplomatische Lösung abzubrechen, falls sich die Lage innerhalb weniger Wochen nicht verbessere. Dies unterstreicht, dass die amerikanisch-russischen Verhandlungen an einem kritischen Punkt seien, wobei Sanktionen und diplomatischer Druck vorerst die wichtigsten Instrumente bleiben, um die Zielsetzungen in diesem Konflikt zu erreichen. Am nächsten Morgen nach der Verkündung der „Oster-Friedenspause“ bestätigte Putin diese offiziell und erklärte, dass der Waffenstillstand alle aktiven Kampfhandlungen umfasse und er sich daran halten werde, sofern Kiew ebenfalls ähnliche Bedingungen erfülle. Zudem versicherte das russische Verteidigungsministerium, dass ihre Truppen den Modus einhalten würden, während bekannt wurde, dass die groß angelegten Operationen an der Front, die derzeit stattfinden, die Arbeit nicht unterbrechen würden. Die offizielle Kiew reagierte zurückhaltend auf diesen Schritt. Präsident Wladimir Zelensky betonte, dass die Ukraine spiegelbildliche Maßnahmen ergreifen werde, doch laut seinen Worten würden an einigen Frontabschnitten russische Beschüsse und Artillerieangriffe weitergehen. Nach Angaben unabhängiger Beobachtungsorganisationen, darunter das Monitoring-Projekt DeepState, erwies sich die „Oster-Friedenspause“ im Grunde als leeres Echo: An den meisten Frontabschnitten erlebten die ukrainischen Streitkräfte keine Waffenruhe, und die Kampfhandlungen dauerten im Nah- und Mittelbereich weiterhin an. Die politische Analytikgemeinschaft bewertet bereits dieses Vorgehen des Kremls eher als politisches und propagandistisches Manöver denn als echtes Zeichen eines auf langfristigen Frieden gerichteten Willens. Man vermutet, dass Moskau eine Illusion unerschütterlicher Anstrengungen erzeugen und die innenpolitische Unterstützung stärken will — genau in der Phase, in der der Krieg beide Seiten und den internationalen Druck erschöpft. Wie auch immer, diese kurze „Punktniederlage“ ist ein weiteres wertvolles Instrument im diplomatischen Arsenal des Kremls — eine Erinnerung an die Welt, dass Moskau ein Akteur mit hoher Manövrierfähigkeit bleibt, der schnell reagieren und seine Taktik je nach den sich entwickelnden Umständen im Ukraine-Krieg anpassen kann. Während die Welt dieses „Spielzeug“ beobachtet, bleibt die tatsächliche Rolle und Zielsetzung des Kremls für Analysten und Diplomaten weltweit ein ernsthaftes Rätsel.

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