In Lettland fühlt sich über 65 % der Bevölkerung aufgrund des Krieges in der Ukraine ständig psychisch belastet, was auf ein umfassendes Einfluss des Konflikts auf die psychische Verfassung der Gesellschaft und ihre allgemeine Stabilität hinweist

Chas Pravdy - 19 April 2025 13:23

Diese Daten wurden im Rahmen einer groß angelegten Studie veröffentlicht, die im Auftrag der Staatskanzlei des Landes durchgeführt wurde, um das Maß der Resilienz der lettischen Gesellschaft im Kontext russischer Aggression auf ukrainischem Boden zu bewerten. Laut offiziellen Angaben umfasste die Umfrage, die im Oktober-November 2024 stattfand, mehr als 2000 Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren und zeigt eine alarmierende Tendenz: Das Stressniveau aufgrund des Krieges bleibt hoch und hat sich kaum von den Zahlen des Vorjahres verändert. Im Jahr 2023 berichteten etwa 64,8 % der Lettinnen und Utretten, dass sie täglich Spannungen aufgrund der Situation in der Ukraine empfinden, während dieser Wert nun leicht gestiegen ist und 65,1 % beträgt. Dies bestätigt nur die langanhaltende und dringliche Problematik – selbst eine Reduzierung oder eine Veränderung der Konfliktform vermag den psychologischen Druck auf die Bevölkerung nicht zu verringern. Gleichzeitig zeigte die Studie, dass die generelle Lebenszufriedenheit im Land ziemlich niedrig ist. Lediglich 39,3 % der Befragten können eine positive Einstellung zu ihrem Leben vorweisen, während 8,3 % ihr Leben als schlecht oder sehr schlecht bewerten. Über ein Drittel – 25,9 % – schätzen ihr Leben als zufriedenstellend ein. Dies deutet darauf hin, dass negative Stimmungen und Unsicherheitsgefühle bei der lettischen Bevölkerung weiterhin verbreitet sind. Was die Zufriedenheit mit der eigenen Tätigkeit und der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben betrifft, so lässt sich eine schwache, aber positive Tendenz feststellen. Im Jahr 2023 waren lediglich 36,3 % der Befragten mit ihrer Arbeit zufrieden, während dieser Anteil im Jahr 2024 auf 34,5 % gestiegen ist. Bezüglich der Teilhabe an gesellschaftlichen Ereignissen berichten fast die Hälfte der Befragten von Zufriedenheit: Im Jahr 2024 liegt dieser Wert bei 47,4 %, etwas höher als im Vorjahr mit 43,6 %. Dies deutet auf eine allmähliche Aktivierung des bürgerschaftlichen Engagements und den Wunsch, sich an wichtigen Ereignissen angesichts der angespannten Lage zu beteiligen. Ebenso bedeutend ist die Haltung der Lettinnen und Letten hinsichtlich der Unterstützung der Ukraine. Laut früheren Studien sind die meisten Menschen – über 61,7 % – überzeugt, dass Hilfe für die Ukraine bis zu ihrem Sieg im Krieg gegen Russland notwendig ist. Dies spricht für eine feste europäische Unterstützungslinie für die Ukraine und die Bereitschaft eines Teils der Gesellschaft, sich gemeinsam für Stabilität in der Region einzusetzen. Ein wesentlicher Faktor ist auch, dass 71 % der Lettinnen und Letten Russland als die größte Gefahr für die europäische Sicherheit ansehen. Dies zeigt, wie frisch und akut die Fragen der äußeren Sicherheit für das Land bleiben und wie ernst die lettische Bevölkerung die Risiken im Zusammenhang mit russischer Aggression nicht nur gegenüber der Ukraine, sondern auch im breiteren europäischen Kontext nimmt. Insgesamt vermittelt die Studie ein klares Bild vom psychischen Zustand der Gesellschaft im Land: Trotz der Bemühungen der Regierung und zivilgesellschaftlicher Akteure bleiben Krieg und seine Folgen eine Quelle von Sorgen und Unsicherheit bei der lettischen Bevölkerung. Gleichzeitig deuten die allmählichen Veränderungen in der Haltung zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und zur Unterstützung der Ukraine auf den Wunsch der Menschen hin, aktiv zu bleiben und im Hinblick auf den Schutz ihrer Sicherheit und Unabhängigkeit zu handeln.

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